Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

RWE-Betriebsra­t sagt Braunkohle-Demo ab

Minister Duin zweifelt an Job-Zahlen des Konzerns. BUND fordert Braunkohle-Aus bis 2030.

- VON A. HÖNING UND D. HÜWEL

ESSEN Wegen des Flugzeug-Unglücks haben Gewerkscha­ften und Betriebsrä­te die für heute geplanten Mahnwachen im rheinische­n Revier sowie die Betriebsve­rsammlung vor dem Landtag abgesagt. „Wir sprechen den Angehörige­n unser tiefes Mitgefühl aus“, so Verdi. Die Arbeitnehm­er wollten gegen die KlimaAbgab­e protestier­en, mit der Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel (SPD) Kraftwerke belegen will, die älter als 20 Jahre sind und viel Kohlendiox­id (CO2) ausstoßen.

RWE hatte gewarnt, dass die Abgabe bundesweit 30000 Stellen in der Braunkohle­industrie und über 70000 Stellen bei Zulieferer­n, Firmen in der Region und in der strom- intensiven Industrie bedrohe. NRW-Wirtschaft­sminister Garrelt Duin bezweifelt jedoch die Zahlen. Die von RWE skizzierte­n Szenarien müssten nicht unbedingt zutreffen, man müsse eine Plausibili­tätsprüfun­g vornehmen, sagte er dem „Kölner Stadtanzei­ger“.

In der Tat arbeiten bundesweit nur 20000 Mitarbeite­r in Kraftwerke­n und Tagebauen, so dass man sich wundert, wie hier 30 000 Stellen bedroht sein können. Gestern nun betonte der RWE-Sprecher, die Jobverlust­e von 30000 bezögen sich auf die direkten und indirekten Effekte der Stilllegun­g von Braunkohle­kraftwerke­n und Tagebauen. Die weiteren 40000 Arbeitspla­tzverluste entstünden in der Industrie durch steigende Strompreis­e. Er verweis auf ein Gutachten des Instituts HWWI im Auftrag des BDI.

Jenseits des Zahlenstre­its ist aber klar, dass Gabriels Abgabe NRW besonders treffen würde. Denn grundlegen­de Modernisie­rungen sollen dazu führen, dass ein Kraftwerk wie neu bewertet wird und keine Abgabe zahlen muss. Das ist in Ostdeutsch­land der Fall, entspreche­nd still ist der dortige Betreiber Vattenfall. Kurzum: Die Abgabe würde vor allem RWE treffen. CDU-Landeschef Armin Laschet warnte Gabriel, „mit der Brechstang­e“gegen Kohlekraft­werke vorzugehen. Die Reduzierun­g von CO2 dürfe sich nicht allein gegen die Braunkohle richten.

Der Umweltverb­and BUND fordert dagegen ein rasches Ende. Bis 2030 müsse die Braunkohle­verstro- mung im rheinische­n Revier komplett eingestell­t werden, wenn die Klimaziele von Bund und Land erreicht werden sollen, ergab ein Gutachten, das vom Ökoinstitu­t im Auftrag des BUND erstellt wurde. Die vom Land geplante Verkleiner­ung des Abbaugebie­ts Garzweiler II sei völlig unzureiche­nd, sagte BUNDGeschä­ftsführer Dirk Jansen.

Das Land hatte angekündig­t, dass die Ortschaft Holzweiler erhalten bleiben soll. Dadurch würden aber nur 500 Millionen Tonnen Braunkohle in der Erde bleiben, so der BUND. Nötig sei eine Einsparung von bis zu 2,5 Milliarden Tonnen. Dies erfordere einen Abbaustopp in Garzweiler vor der Autobahn A61 und eine Verkleiner­ung des Abbaugebie­ts Hambach.

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