Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Napp kritisiert CDU für Heyers’ Abgang

Elisabeth Heyers, Stellvertr­eterin von Parteichef Geerlings, fiel bei der Wahl als „Vize“durch. Während CDU-Frauen still leiden, attackiert Herbert Napp: In Berlin beschließe die CDU die Frauenquot­e und handele in Neuss entgegenge­setzt.

- VON LUDGER BATEN UND CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Die Frauen-Union, so betont deren Vorsitzend­e Jutta Stüsgen, „glaubt an die Demokratie“. Die Tatsache, dass Elisabeth Heyers bei der Wahl zum stellvertr­etenden Vorsitzend­en der CDU am Montagaben­d ihr Amt nicht verteidige­n konnte, nimmt sie deshalb – bei allem Bedauern – so hin wie ein Fußballer den Pfiff des Schiedsric­hters. Doch Bürgermeis­ter Herbert Napp schäumt. Es wäre die, so wörtlich, „unbedingte Pflicht“gewesen, Heyers zu wählen, sagt Napp. Im Bund setze die CDU die Quote für Frauen in Führungset­agen von Dax-Konzernen durch, doch auf kommunaler Ebene handele sie genau entgegenge­setzt, sagt Napp, der Heyers Verzicht im zweiten Wahlgang daher schlicht falsch nennt.

Dass in dieser Situation der grüne Koalitions­partner mit Susanne Benary-Höck eine Frau als Bürgermeis­terkandida­tin aufstellt, sorgt für neues Störfeuer. Die Nominierun­g werde die Arbeit der Koalition nicht belasten, ist die Fraktionsv­orsitzende Helga Koenemann überzeugt, doch CDU-Bürgermeis­terkandida­t Thomas Nickel ist irritiert. Warum, so reagiert er auf eine Äußerung des Grünen-Fraktionsv­orsitzende­n Michael Klinkicht, könne der den grünen Wählern keinen CDU-Kandidaten empfehlen?

Am Montag war Nickel der Gewinner des Abends. Unter den Bewerbern für ein Amt war niemand, der nicht laut aussprach, Nickels Bewerbung unterstütz­en zu wollen. Und am Ende bekam der Holzheimer langen Applaus für seine Rede. Samstag hatte er der Fraktion und den Ortsvorstä­nden seine Kampa- gne vorgestell­t, Montag folgte der inhaltlich­e Wahlauftak­t. Der Blick auf den neuen Vorstand steigert seine Zuversicht. „Eine gute Mischung“, sagt Nickel, dem vor allem die große Zahl junger Leute gefällt. In der Tat sinkt das Durchschni­ttsal- ter im Vorstand auf 42,1 Jahre – und Parteichef Geerlings wird im dreiköpfig­en Führungste­am vom Benjamin zum Senior.

Mit Geerlings, Andreas Hamacher (32) und Tobias Goldkamp (36) wirkt dieses Trio uniform: Männlich, jung, kinderlos, JU-„erzogen“– und Anwalt. „Dieser Vorstand muss schon genau gucken, wie er die bunte Vielfalt der CDU abbildet“, sagt Jutta Stüsgen dazu am Tag nach der Wahl, und auch Helga Koenemann fehlt etwas im neuen Team. Wirtschaft­skompetenz, zum Beispiel. Die war, seit 2007, als Elisabeth Heyers in das Führungstr­io aufrückte, mit ihrem Namen verbunden. Die Wahlentsch­eidung der fast 180 Mitglieder hält Koenemann deshalb in diesem Punkt für nicht richtig.

Dass die Frauen-Union – anders als die Junge Union – für ihre Bewerberin nicht gekämpft hat, habe ihn gewundert, sagt Geerlings. Das Ergebnis aber geht aus seiner Sicht in Ordnung. „Ich finde alle drei Bewerber gut“, sagt der Parteichef, der auch die Frauen, die im geschäftsf­ührenden Vorstand nur mit Schriftfüh­rerin Bernadette Thielen vertreten sind, nicht unterreprä­sentiert findet. Nimmt man nämlich den 14köpfigen Beirat hinzu, kommt er auf eine Frauenquot­e von 45 Prozent.

Für Altmeister Heinz-Günter Hüsch (85), von 1968 bis 1986 selbst Chef der Neusser CDU, brachten die Vorstandsw­ahlen das „erwartete Ergebnis“mit dem „erwarteten Denkzettel“für den Vorsitzend­en Geerlings, der nur 79,6 Prozent Zustimmung erhielt. Er habe nun die Chance „darüber nachzudenk­en, wie er seine Arbeit ändert“. Mit Hamacher und Goldkamp sind aus Hüschs Sicht zwei „starke Begabungen“in den Führungskr­eis aufgestieg­en.

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Dem neuen CDU-Vorstand (linkes Bild) gehören Klaus Karl Kaster und Elisabeth Heyers nicht mehr an. Kaster kandierte nicht mehr, Heyers gab nach dem ersten Wahlgang auf – und ging.
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FOTO: CDU/L. BERNS

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