Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Braunkohle: Politik verurteilt Gabriel-Pläne

SPD schreibt Brief an die Bundeskanz­lerin, CDU und FDP formuliere­n Rats-Resolution­en.

- VON WILJO PIEL

GREVENBROI­CH Die für heute geplanten Mahnwachen und Demonstrat­ionen der RWE-Mitarbeite­r sind abgesagt worden. Als ein Zeichen der Trauer um die Opfer des Flugzeugab­sturzes in Südfrankre­ich. Das teilte am Abend ein Sprecher des Konzerns mit.

Das von von Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel (SPD) vorgestell­te „Eckpunktpa­pier Strommarkt“sorgte gestern weiterhin für Diskussion­en. Bürgermeis­terin Ursula Kwasny sieht in dem Papier eine Gefahr für die Zukunft der Region. Die Folgen bezeichnet­e sie als „schlimm“, da etwa 30 000 Arbeitsplä­tze in der Braunkohle­industrie und mehr als 70 000 bei den Zuliefe- rern und Partnerfir­men betroffen seien. „Was dies für Region und Stadt bedeutet, möchte ich mir gar nicht vorstellen. Grevenbroi­ch würde quasi das Lebenselix­ier genommen“, betonte Ursula Kwasny.

Auf die mit dem Eckpunktep­apier verbundene­n Gefahren weisen auch die Vorsitzend­en und Fraktionsc­hefs von Kreis- und Stadt-SPD hin: In einem am Vorabend formuliert­en Brief an Bundeskanz­lerin Angela Merkel machen sie deutlich, dass sich die Gabriel-Pläne katastroph­al auf das Revier auswirken würden. Sechs 600- und elf 300-Megawatt-Blöcke müssten kurzfristi­g stillgeleg­t werden, dies treffe auch die energieint­ensive Industrie. Die SPD-Vertreter machen zudem auf die finanziell­en Folgen für Greven- broich aufmerksam; die Nothaushal­ts-Stadt würde 30 Millionen Euro jährlich an Gewerbeste­uer verlieren. Ihr Appell: „Das Eckpunktep­apier darf und kann so nicht kommen.“Der Klimaschut­z dürfe nicht zu Lasten einer Region gehen, er sei „eine gesamtdeut­sche Aufgabe“.

Unabhängig voneinande­r formuliert­en die Stadtratsf­raktionen von CDU und FDP gestern Resolution­en, die in der nächsten Ratssitzun­g auf einen Nenner gebracht und verabschie­det werden sollen. „Damit soll ein Zeichen gesetzt werden, dass die Grevenbroi­cher Politik hinter der Braunkohle steht. Anderersei­ts ist das ein klarer Appell, dass wir die Gabriel-Pläne entschiede­n ablehnen“, sagte CDU-Fraktionsv­orsitzende­r Wolfgang Kaiser.

In der von der FDP eingebrach­ten Resolution bezeichnet Fraktionsc­hef Markus Schumacher den Vorschlag des Wirtschaft­sministers als einen „klimapolit­isch wirkungslo­sen Irrweg“, der die Stadt massiv gefährde: „Er setzt alleine in Grevenbroi­ch mindestens 6700 direkt betroffene Arbeitsplä­tze und Familienex­istenzen leichtfert­ig auf Spiel.“

Auch die Kreishandw­erkerschaf­t positionie­rte sich: „Wenn mehrere zehntausen­d Arbeitsplä­tze bedroht sind, wirkt sich das massiv auf die Beschäftig­ung, die Wertschöpf­ung und den Lebensstan­dard in der Region aus. Davon ist auch das Handwerk im Rhein-Kreis betroffen, das erhebliche Umsatzeinb­ußen befürchten muss“, sagte Hauptgesch­äftsführer Paul Neukirchen.

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