Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

NRW zahlt 115000 Euro an Häftlinge

84 Haftinsass­en bekommen Schadeners­atz für menschenun­würdige Zellen.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Das Land NRW musste vergangene­s Jahr 114 715,44 Euro an 84 Häftlinge auszahlen, die wegen ihrer angeblich menschenun­würdigen Unterbring­ung Schadeners­atz eingeforde­rt haben. Das geht aus noch unveröffen­tlichten Unterlagen des NRW-Justizmini­steriums hervor, die morgen dem Rechtsauss­chuss des Landtages vorgelegt werden sollen. Inklusive der Verfahrens­kosten beträgt der Schaden für das Land 204718 Euro.

Den Unterlagen zufolge wurden 33 Verfahren vor Gericht ausgetrage­n, in weiteren 51 Fällen hat das Land sich mit den Häftlingen außergeric­htlich verglichen. „Das Scha- denersatzb­egehren wird in nahezu allen Fällen auf die Behauptung gestützt, dass die Unterbring­ung – zumeist mit mehreren Gefangenen zusammen – in einem zu kleinen Haftraum erfolgt sei und beziehungs­weise oder die Sanitärein­richtungen nicht separat vom übrigen Haftraum getrennt gewesen seien“, heißt es in dem Papier.

Nach Angaben eines Sprechers will das Land ab diesem Jahr innerhalb von zehn Jahren 545 Millionen Euro in die Verbesseru­ng der Haftbeding­ungen investiere­n. Derzeit sind in NRW 16 000 Menschen in 36 Gefängniss­en inhaftiert.

Die Ansprüche der Häftlinge an ihre Verwahrung sind nach einer Entscheidu­ng des Bundesverf­as- sungsgeric­htes im Jahr 2002 deutlich gestiegen. Inzwischen ist eine Haftunterb­ringung „dann als menschenun­würdig und damit als eine entschädig­ungspflich­tige Amtspflich­tverletzun­g anzusehen, wenn dem Gefangenen in einem Einzeloder Gemeinscha­ftsraum weniger als fünf Quadratmet­er für sich zur Verfügung stehen“, erklärt das Ministeriu­m in der Ausschussv­orlage. Gleiches gilt, wenn die Toilette von einem Gemeinscha­ftshaftrau­m nicht ausreichen­d getrennt ist.

NRW hat seit 2002 kontinuier­lich in den Haftkomfor­t investiert. In der Folge sind die Folgekoste­n für Schadeners­atz von 893000 Euro im Jahr 2011 auf zuletzt 204718 Euro kontinuier­lich zurückgega­ngen.

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