Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Zurück zu altem Glanz

In den 80er Jahren gewann Saturn Köln vier Mal die deutsche Basketball-Meistersch­aft. 2006 holten die „99ers“den Titel zurück in die Domstadt, scheiterte­n aber finanziell. Nun wollen die „Rheinstars“wieder an die Spitze.

- VON SEBASTIAN FUHRMANN

KÖLN Auf dem Parkett liegen sich die Spieler in den Armen. So wie schon 2006, als Köln letztmals Deutscher Meister wurde. Es regnet Konfetti, die Musik dröhnt, und die Menge tobt. So wie 2005. Damals holte Köln den Deutschen Basketball-Pokal. Die Spieler der Rheinstars Köln feiern Ende März den Aufstieg in die Zweite Basketball-Bundesliga, die ProB. Der Kölner Basketball ist zurück im Profi-Bereich. Nur noch zwei Aufstiege fehlen bis zur Bundesliga. Die Zukunft sieht rosig aus. Schon das ist bemerkensw­ert.

Vor sechs Jahren lag der Kölner Profibaske­tball am Boden. Die Köln „99ers“hatten trotz großer sportliche­r Erfolge 2009 Insolvenz anmelden müssen. Der Basketball in der Domstadt war damit schon zum zweiten Mal an den Rahmenbedi­ngungen gescheiter­t: Anfang der 80er Jahre holte der BSC Saturn Köln vier Mal die Deutsche Meistersch­aft, aber irgendwann fehlte das Geld. Es schien, als mangelte es an Unterstütz­ern für den Sport. Und schon zum zweiten Mal schien es so, als gebe es auf lange Zeit keine Zukunft für den Spitzenbas­ketball in Köln.

Nun, knapp sechs Jahre nach der letzten Insolvenz, steht der Sport an einem neuen, verheißung­svollen Anfang; er trägt den Namen „Rheinstars“. „Wir wollen Köln wieder nachhaltig als Bundesliga­standort etablieren, das ist unser klar umrissenes Ziel“, sagt Geschäftsf­ührer Stephan Baeck. Ja, genau der.

Der Europameis­ter von 1993 hat alle Höhen und Tiefen des Kölner Basketball­s miterlebt. Bei Saturn als Aktiver, bei den „99ers“als Trainer und Sportdirek­tor. Er konnte das Ende seiner „99ers“nur noch mit ansehen, nachdem der ausschlagg­ebende Mäzen des Vereins seine Zahlungszu­sage nicht hatte einhalten können. Mit den Rheinstars wagte Baeck vor zwei Jahren den Neuanfang, es folgten zwei Aufstie- ge hintereina­nder. „Wir tun als Verein gut daran, sowohl sportlich als auch wirtschaft­lich organisch zu wachsen und uns in der Basis breit aufzustell­en. Das haben wir früher versäumt“, sagt Baeck.

Die Töne in Köln sind leiser geworden, anders als 2001, als die „99ers“, damals unter dem Namen „Rheinenerg­y Cologne“als Meister aus der damals drittklass­igen Regionalli­ga dank einer „Wild Card“direkt in die Bundesliga aufstiegen und eine Mannschaft aufstellte­n, die sofort um die Meistersch­aft mitspielte. Diese Vergangenh­eit ist für die Verantwort­lichen so etwas wie die Blaupause für eine erfolgreic­he Zukunft. „Unsere Organisati­onsstruktu­r ist darauf ausgelegt, dass wir nicht von einer Einzelpers­on abhängig sind. Wir haben einen sehr breiten Sponsorenp­ool“, sagt der 50-Jährige. Und damit Geld.

Im Kader standen schon in der vergangene­n Regionalli­gasaison Profis wie der jahrelange Bundesliga­spieler Bernd Kruel, der vom Erstligist­en Hagen nach Köln wechselte. Die Domstädter sind ihren Mitbewerbe­rn finanziell weit voraus. Bei anderen Klubs gibt es deswegen aber kaum Missmut. „Wir sind mit viel Demut an die Sache herange- gangen. Das kam bei den Leuten an; die Atmosphäre ist sehr positiv. Wir bekommen auch außerhalb von Köln großen Zuspruch“, sagt Baeck. Beim Aufstiegss­piel der Regionalli­ga kamen 500 Besucher wegen Überfüllun­g gar nicht erst in die Halle. Das ist schon jetzt ein Problem. „Das Hallenthem­a begleitet uns von Anfang an“, so Baeck. In Köln gibt es nur eine einzige Spielstätt­e, die für die Bundesliga in Frage kommt: die 18500 Zuschauer fassende Lanxess-Arena. „Bestimmt wäre eine Halle mit 5000 bis 8000 Plätzen optimal, die gibt es aber nicht.“

Damit heißt die bislang einzige Lösung Arena. In der Vorbereitu­ng zur vergangene­n Saison haben die Rheinstars dort bereits ein Testspiel absolviert; gegen den Deutschen Meister, den FC Bayern München. 6000 Zuschauer sahen das Spiel. Für einen Viertligis­ten im Basketball ist das eine beeindruck­ende Zahl. Eine Halle dieser Größenordn­ung aber eine lange Saison über zu füllen, ist selbst für einen Bundesligi­sten eine Herausford­erung. „Ohne die Möglichkei­t, über die Arena nachdenken zu können, brauchen wir gar nicht weitermach­en“, kommentier­t Baeck. „Sie ist im Moment die einzige Spielstätt­e in Köln, die den BBLStandar­ds entspricht, und diese Perspektiv­e ist sehr wichtig. Wir haben gegen Bayern gezeigt, dass wir die Halle füllen und für eine tolle Atmosphäre sorgen können.“

Beim Spiel wurde der Oberrang mit Vorhängen abgehängt, um die Zuschauer-Kapazität zu senken. So könnte es auch in Zukunft funktionie­ren. „Es gibt Gespräche mit der Arena-Führung, die Mut machen, dass wir eine Lösung finden, die wirtschaft­lich für uns darzustell­en ist und eine atmosphäri­sch gute Lösung in sich birgt“, so Baeck. Vorerst spielen die Basketball­er aber weiter in der Sporthalle des ASV Köln. Dort feierte schon Saturn seine Meistersch­aften.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Der Spitzenbas­ketball hat in Köln eine lange Tradition. Der BSC Saturn gewann in den 80er Jahren vier Meistersch­aften. Als Spieler schon damals mit dabei: Stephan Baeck, der heutige Geschäftsf­ührer der Rheinstars (knieend, links).
FOTO: IMAGO Der Spitzenbas­ketball hat in Köln eine lange Tradition. Der BSC Saturn gewann in den 80er Jahren vier Meistersch­aften. Als Spieler schon damals mit dabei: Stephan Baeck, der heutige Geschäftsf­ührer der Rheinstars (knieend, links).

Newspapers in German

Newspapers from Germany