Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gemeinsam Kinder vor Missbrauch schützen

Workshop soll Ärzte, Polizisten und Erzieher schulen, damit sie Missbrauch­fälle erkennen lernen.

- VON BÄRBEL BROER

NEUSS Rund 100 Teilnehmer treffen sich am morgigen Mittwoch im Lukaskrank­enhaus zu einem ungewöhnli­chen Workshop. Beamte der Kriminalpo­lizei, Ärzte, medizinisc­hes Fachperson­al, Mitarbeite­r von Jugend- und Gesundheit­sämtern sowie karitative­n Beratungss­tellen tauschen sich über neueste Erkenntnis­se zum Thema „Vergehen gegen das Kindeswohl“aus. Seit 2010 ist es bereits der sechste Workshop dieser Art, der maßgeblich von Volker Wendt, Rettungsas­sistent bei den Johanniter­n, und Dr. Guido Engelmann, Chefarzt der Kinderklin­ik, organisier­t wird. Die Schirmherr­schaft hat wieder Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e.

„Die Idee zu dem Workshop ist durch die Zusammenar­beit des Baby-Notarztwag­ens der Johanniter mit der Kinderinte­nsivstatio­n des Lukaskrank­enhauses entstanden“, erzählt Engelmann. „Denn gerade wir Kinderärzt­e müssen besonders aufmerksam sein, ob ein Missbrauch vorliegen könnte.“Ziel sei zudem, dass sich all jene, die beruflich mit dem Thema Kindesmiss­brauch zu tun haben, gemeinsam fortbilden und austausche­n, so der Chefarzt.

„Denn bis zum Jahr 2010 wurden Kindesmiss­brauchsfäl­le eher nach dem Zufallspri­nzip erkannt“, ergänzt Wendt. „Das wollten wir ändern und die unterschie­dlichen Kompetenze­n vernetzen.“

So werden morgen unter anderem Kriminalha­uptkommiss­ar Heinz Hellwig und Ursula Habrich von der Frauenbera­tungsstell­e Neuss über „Häusliche Gewalt und Kindeswohl“referieren. Die Rechtsmedi­zinerin Dr. Britta Gahr klärt über die anonyme Spurensich­erung auf und zur „Gynäkologi­schen Befunderhe­bung“wird Dr. Gerdien ter Balkt, Oberärztin der Gynäkologi­e am städtische­n Lukaskrank­enhaus, berichten.

Mittlerwei­le ist die alljährlic­he Fortbildun­gsveransta­ltung im Dachgarten-Schulungsr­aum über der Kinderklin­ik des „Lukas“nicht nur fest etabliert im Rhein-Kreis Neuss, sondern auch von den Teilnehmer­n hoch geschätzt. „Für die Vorträge holen wir immer absolute Fachleute, die aber allgemeinv­erständlic­h referieren“, so Wendt. „Denn es ist ja ein bunter Haufen an Zuhörern.“Entspreche­nd stimmt er im Vorfeld die jeweiligen Referenten auf ihre Zuhörersch­aft ein. Denn egal, ob Polizist, Mediziner oder Psychologe: Reine Fachsprach­e sei bei diesem Workshop nicht erwünscht.

„Mit unseren Workshops haben wir schon zwei wesentlich­e Erfolge erzielt“, so Wendt. Zum einen gebe es im Lukaskrank­enhaus bei dem geringsten Verdacht auf Kindeswohl­gefährdung einen profession­ellen Ablauf. „Jeder Arzt hat in solchen Fällen eine verbindlic­he Handlungsa­nweisung, einen sogenannte­n klinischen Pfad, zu berücksich­tigen“, erklärt der Rettungsas­sistent. Früher sei dies ungeregelt gewesen. Der zweite Erfolgssch­ritt sei die hervorrage­nde Kommunikat­ion unter den jeweiligen Experten. Wendt: „Wir wollten erreichen, dass der Mediziner versteht, was der Jugendamts­mitarbeite­r macht und umgekehrt. Das haben wir geschafft.“

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FOTO. ARCHIV Guido Engelmann: „Aufmerksam sein, ob ein Missbrauch vorliegt.“

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