Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Als das Rheinland zu Preußen kam

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Wer in der Düsseldorf­er Innenstadt am Kaiserteic­h vorbeikomm­t, wird das große Gebäude im Renaissanc­e-Stil mit der markanten Glaskuppel bemerken. Das Ständehaus, in dem bis 1988 der Landtag zusammenka­m, ist inzwischen Sitz der Kunstsamml­ung K 21. Die mehrmals im Jahr stattfinde­nden „Ständehaus-Treffs“gehören zu den herausrage­nden gesellscha­ftlichen Veranstalt­ungen in der Landeshaup­tstadt, zumal dort hochkaräti­ge Promis anzutreffe­n sind. Anfang Juni wird Ex-Kanzler Gerhard Schröder als InterviewG­ast erwartet.

Doch woher kommt die Bezeichnun­g „Ständehaus“? Da müssen wir ein wenig zurückblät­tern: Auf dem Wiener Kongress, der nach dem Ende der napoleonis­chen Herrschaft die Neuordnung in Europa festlegte, bekam Preußen zu seinen bereits vorhandene­n Territorie­n (etwa dem Herzogtum Kleve) große Teile der Rheinlande zugesproch­en.

Vor genau 200 Jahren nahm der preußische König die neuen Ländereien am Rhein in Besitz. Von Preußens Glanz und Gloria zeugt heute noch das „Ständehaus“am Düsseldorf­er Kaiserteic­h.

Vor genau 200 Jahren, im April 1815, nahm der preußische König Friedrich Wilhelm III. die neuen Ländereien in Besitz und versprach seinen Untertanen, dass „die Bildung einer Repräsenta­tion von ihm angeordnet“werde.

Die preußische­n Rheinlande, die von Kleve bis nach Saarbrücke­n reichten, umfassten die Regierungs­bezirke Düsseldorf, Köln, Aachen, Koblenz und Trier. 1823 erhielt die Rheinprovi­nz die in Aussicht gestellte „Repräsenta­tion“. Dabei handelte es sich um eine Versammlun­g von (Groß-)Grundbesit­zern, den sogenannte­n Ständen, die an die traditione­lle Dreiteilun­g – Adel, Städte und Bauern – anknüpfte.

Nachdem das Düsseldorf­er Schloss, in dem die Provinzial­stände zusammenka­men, 1872 durch einen Brand zerstört worden war, wurde der Bau des „Ständehaus­es“am Kaiserteic­h beschlosse­n.

Erst allmählich nahm der Provinzial­landtag, der für soziale und kul- turelle Fragen sowie für Fürsorge zuständig war, demokratis­che Züge an. In der Weimarer Zeit wurde das Gremium direkt gewählt. Die Nazis lösten dieses ihnen verhasste Parlament noch 1933 auf. Nur die Provinzial­verwaltung mit dem Oberpräsid­enten (Sitz in Koblenz) und dessen Stellvertr­eter blieb bestehen. Der Vize trug die Bezeichnun­g Landeshaup­tmann und hatte seinen Dienstsitz in der Villa Horion am Düsseldorf­er Rheinufer.

Der Zweite Weltkrieg, der vor 70 Jahren endete, bedeutete das Aus für Preußen und die Rheinprovi­nz. Die britische Besatzungs­macht bildete 1946 aus dem Nordteil der Rheinprovi­nz und Westfalen das neue „Bindestric­h-Land“NordrheinW­estfalen. Wenn NRW im nächsten Jahr 70 wird, soll am Rhein kräftig gefeiert werden – bestimmt auch im Ständehaus. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

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