Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Urheber kämpfen um ihre Rechte
Am Welttag des Buches rückt der Schutz des geistigen Eigentums in den Blick.
DÜSSELDORF Früher war der Todestag von Shakespeare und Cervantes – beide starben am 23. April des Jahres 1616 – noch ein konfliktfreier Gedenktag. Dabei ging es vor allem um Lese- und Bücherlust, und auch die Händler hatten ihre helle Freude, da dieser Welttag eine Erfindung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels war und bis heute das Geschäft ankurbeln soll – ein literarisches Kampagnenfest seit 20 Jahren. Doch mit der Erfindung der digitalen Welt hat sich ein Schatten über den Tag gelegt. Genauer: Die Stimmung der Urheber trübt sich, seitdem sie sich der Entlohnung ihrer Arbeit nicht mehr sicher sein können. Das geistige Eigentum ist mit der blühenden Kostenloskultur bedroht.
So rückt der morgige Welttag des Buches seinen kleineren Bruder stärker in den Blickpunkt, das ist der Welttag des Urheberrechts. Ein nicht nur sperriges, sondern mitunter unpopuläres Thema. Schließlich scheint es uns wieder an die Geldbörse zu gehen für Bildungs- und Kulturgüter, die doch allen kostenlos zur Verfügung gestellt werden sollten – quasi als Ausweis einer frei- heitlichen Gesellschaft. Das ist ehrenwert, aber im Ergebnis vermutlich verheerend: Die Vielzahl geistiger Produkte und ihrer Produzenten würde dramatisch abnehmen.
So jedenfalls ist die einhellige Meinung aus dem noch brummenden Kulturbetrieb. „Die Gefahr besteht, dass man beim Urheberrecht den Grundgedanken aus den Augen verliert“, so der Justiziar des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Christian Sprang. Nach seinen Worten sei es in erster Linie kein Schutzgesetz für den Verbraucher, sondern für den Urheber, und es „garantiert die Freiheit, die Autoren und ihre Partner wie beispielsweise Verlage brauchen, um selbstbestimmt arbeiten und ohne Abhängigkeit von staatlichen Subventionen ihren Lebensunterhalt verdienen zu können“. Für Unruhe sorgt unter anderem die Kuriosität, dass es die Europäische Union zu einem einheitlichen Urheberrecht trotz dynamischer Marktgiganten wie Google noch immer nicht geschafft hat. Das ist riskant – etwa bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen. Zudem sind sich viele nicht sicher, ob Heiko Maas vorbehaltlos auf Urheber-Seite steht, der Bundesminister der Justiz und des Verbraucherschutzes ist.
So trommelt morgen die Initiative Urheberrecht für das Eigentum der Künstler, allen voran der bekannte Grafiker und Präsident der Akademie der Künste, Klaus Staeck; er spricht Morgen in Berlin. Vielleicht gedenkt er auch des Geburtstagskindes Miguel de Cervantes, der selbst Urheberkämpfe zu bestehen hatte. Denn ein Jahr, bevor er den zweiten Teil seines Don-QuijotesEpos 1615 publizierte, kam bereits eine gefälschte Fortsetzung auf den Markt: Alonso Fernández de Avellaneda hieß der Rechte-Unhold.