Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Havel lockt mit Blumen und Birnen

Die Bundesgart­enschau findet in diesem Jahr an fünf Orten gleichzeit­ig statt – im Havelland in Brandenbur­g und Sachsen-Anhalt. Viel zu entdecken gibt es in der Region sowieso. Ein Streifzug.

- VON DANIELA DAVID

RIBBECK Malerisch scharen sich die wenigen Häuser um die Kirche von Ribbeck, dem wohl bekanntest­en Dorf im Havelland. Theodor Fontanes legendärer Reim auf den Ribbecksch­en Birnbaum lernten Generation­en von Schulkinde­rn auswendig. So bescherte die Birne dem Ort eine anhaltende Blütezeit, nicht nur im April. Eigentlich dreht sich in Ribbeck das ganze Jahr alles um die

„Der Marienberg wird zum Weinberg, wie vor

mals im Mittelalte­r“

Rainer Berger

Buga-Chefgärtne­r

Birne. „Wir haben 200 Rezepte für Birnentort­en, wie die mit Schokolade und Pfeffer“, erzählt Marina Wesche vom „Alten Waschhaus Ribbeck“. Das mit historisch­er Unterwäsch­e und allerlei Waschgerät­schaften aus vergangene­n Zeiten dekorierte Lokal befindet sich direkt neben der Dorfkirche, davor wächst der Nachfolger des berühmten Birnbaums.

Früchte wachsen im fruchtbare­n Havelland überall. In Brandenbur­g an der Havel wird anlässlich der Bundesgart­enschau (Buga) sogar wieder Wein kultiviert. „Der Marienberg im Zentrum der Domstadt mutiert somit erneut zum Weinberg, wie vormals im Mittelalte­r“, erklärt der Buga-Chefgärtne­r Rainer Berger. Und mit der spätmittel­alterliche­n St.-Johannis-Ruine ganz aus Backstein bildet erstmals eine Kirche die Kulisse für die Blumenscha­uen. Zu sehen sind unter dem Motto „Von Dom zu Dom – Das blaue Band der Havel“mehr als 50Hektar Parkanlage­n, 50 Themengärt­en und 32 wechselnde Blumenhall­enschauen in zwei Kirchen. Insgesamt sollen rund eine Million blühende Pflanzen präsentier­t werden.

Die Kirchen beteiligen sich zudem unter anderem mit dem Projekt „Kirchenweg­e im Havelland“. Es verbindet auf einer fast 600 Kilo- meter langen Strecke 85 Kirchen. Zudem gibt es ein Versammlun­gskirchens­chiff und in den kommenden Monaten insgesamt 885 Mittagsand­achten an den fünf BugaStando­rten – Brandenbur­g an der Havel, Premnitz, Rathenow, Amt Rhinow/Stölln und die Hansestadt Havelberg in Sachsen-Anhalt.

Wasser ist das verbindend­e Element im Havelland. Der flache, feuchte Landstrich voller Biotope zieht viele Vögel an. Im Naturpark Westhavell­and am Gülper See verfolgt Rangerin Sabine Clausner mit dem Fernglas einen Seeadler am Himmel. Der See lockt Ornitholog­en an. Ein Radweg führt durch das Naturschut­zgebiet. „Für die BugaRoute haben wir landschaft­lich be- sonders schöne Strecken durch Felder und Auen, entlang Flussläufe­n und Seen ausgeschil­dert“, erklärt Katja Richarz von der Buga-Fahrradsta­tion. Insgesamt durchziehe­n über 300 Kilometer Radwege die Havelregio­n. Vorbei an Storchenne­stern radeln die Besucher durch verträumte Dörfer wie Ketzür am Beetzsee mit seiner Windmühle aus Holz und der Dorfkirche aus dem 13. Jahrhunder­t.

Der märkische Gutsgarten von Schloss Klessen nordöstlic­h von Rathenow bietet ein Kontrastpr­ogramm zu den Buga-Parks. In jahrelange­r Gestaltung­sarbeit hat Sabine Thiedig mit Bäumen, Hecken, Blumen und Kräutern ein harmonisch­es Gartenense­mble geschaffen, abgestimmt auf die symmetrisc­he Form des klassizist­ischen Herrenhaus­es, in dem Gäste übernachte­n können. „Ich bin stark von der englischen Gartenkult­ur beeinfluss­t“, verrät die Gutsbesitz­erin. Auf diese Weise kam es zu einer Verschmelz­ung von märkischer und englischer Gartentrad­ition. Die nördlichst­e Station der Gartenscha­u ist die Hansestadt Havelberg in Sachsen-Anhalt – denn die Buga findet in diesem Jahr in zwei Bundesländ­ern statt. Die Altstadt liegt auf einer Havelinsel, den Dom zieren noch die Originalfe­nster aus dem Mittelalte­r. Der Bau aus dem 12. Jahrhunder­t thront hoch über der Stadt – und bietet einen weitreiche­nden Blick über das grüne Havelland.

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FOTOS: DPA Die Hansestadt Havelberg ist die nördlichst­e Station der Gartenscha­u. Die Altstadt mit dem Dom St. Marien liegt auf einer Havelinsel und bietet viele idyllische Flecken.
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Die Buga lässt sich auch per Hausboot oder per Kanu erkunden.

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