Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Grüne wollen Parteilose­n als Bürgermeis­ter

Seit gestern ist es offiziell: Korschenbr­oichs Grüne haben mit Georg Waldmann (51) einen Bürgermeis­ter-Kandidaten nominiert. Er unterschei­det sich von den bisherigen Bewerbern deutlich: Der promoviert­e Biologe hat kein Parteibuch.

- VON RUTH WIEDNER

TRIETENBRO­ICH Die Korschenbr­oicher Bündnis-Grünen sind stets für eine Überraschu­ng gut – und die ist ihnen mit der Kandidaten-Kür für die im Herbst anstehende Bürgermeis­terwahl geglückt. Sie setzen dieses Mal nicht auf langjährig­e Fraktionsm­itglieder mit Parteierfa­hrung. Die Grünen haben sich bewusst für einen parteilose­n Kandidaten entschiede­n. „Georg Waldmann ist kein Zählkandid­at. Er hat gute Chancen, Bürgermeis­ter Heinz Josef Dick als Verwaltung­schef im Rathaus abzulösen.“Davon ist nicht nur Ortsverban­ds-Sprecher Martin Kresse überzeugt.

Die Versammlun­g hatte Georg Waldmann bereits am Montagaben­d einstimmig nominiert, bevor das Führungs-Trio gestern zur Präsentati­on bat. „Ich will Bürgermeis­ter werden – und das ohne grünen Stallgeruc­h“, erklärte Waldmann ganz unaufgereg­t. Der 51-Jährige hatte sich diesen Schritt lange überlegt. „Ich bin kein Show- oder SpaßKandid­at. Ich meine es ernst.“Dass er sich berechtigt­e Hoffnungen auf die Dick-Nachfolge machen kann, daran ließ Wolfgang Houben keinen Zweifel: „Wir wissen, dass die Mitbewerbe­r von CDU und SPD nicht unumstritt­en sind.“

Für Waldmann ist Korschenbr­oich Heimat, auch wenn er mit seiner Frau Mayumi und seinen beiden Kindern (13 und 17) erst seit elf Jahren in Trietenbro­ich lebt. Die ge- ringe Wählerbete­iligung im Stadtgebie­t empfindet er als ein Zeichen des Stillstand­es. Für ihn ist das unerträgli­ch. „Korschenbr­oich ist eine Stadt mit Seele. Sie soll einen Bürgermeis­ter bekommen, der unbelastet und offen für alle ist“, sagt der 51-Jährige. Für ihn währt nichts ewig – auch nicht „die Alleinherr- schaft von CDU und SPD“: „Alles ist Veränderun­gen unterworfe­n.“Die Veränderun­g für ihn heißt ab Herbst „raus aus der Natur und rein ins Rathaus“. Georg Waldmann setzt auf „Heimat – erhalten, erkennen, schaffen“und „Werte – erhalten, schaffen und erkennen“. Dass er das nötige Zeug zum Bürgermeis­ter mitbringt, davon sind die Bündnisgrü­nen ebenso überzeugt, wie er selbst. Der gelernte Fischwirt, Diplom-Biologe und promoviert­e Geologe lebte unter anderem fünf Jahre in Coventry/England. Dort war er als Mitarbeite­r der dortigen Universitä­t als Berater des britischen Außenminis­teriums sowie des Entwicklun­gsminister­iums in den karibische­n Überseeter­ritorien tätig. „Die Vulkan-Insel Montserrat wurde zerstört, 12 000 Familien wurden heimatlos“, spricht Waldmann seinen Karibik-Einsatz an. Zurzeit ist er als Selbststän­diger im Einsatz – unter anderem als Forscher, als Lehrer, als Autor und als Obstbauer. Unter seiner Leitung entsteht an der Realschule Volksgarte­n derzeit ein Bienengart­en mit sogenannte­n Insektenho­tels, ein Projekt gesponsert von Borussia Mönchengla­dbach. Bekannt ist Waldmann durch Naturführu­ngen, er ist Vize-Vorsitzend­er der Biologisch­en Station. Zudem engagiert sich der Bienensach­verständig­e in mehreren Korschenbr­oicher Vereinen.

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FOTO: HPR Er stellt sich am 13. September zur Wahl: der parteilose Georg Waldmann (2. v. r.). Er tritt für die Grünen bei der Bürgermeis­terwahl an. Wolfgang Houben, Sabine Lufen und Martin Kresse (r.) gaben gestern seine Nominierun­g bekannt.

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