Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Per Rad durchs grüne Neuss

Die von der Stadt Neuss ausgearbei­tete Radroute „Neusser Mittelterr­assenlands­chaft“führt zu Punkten, wo die Natur beobachtet und etwas über Biotop- und Artenschut­z in der Landschaft gelernt werden kann.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Die ganze Arbeit sollte nicht nur für eine einzige Exkursion geleistet worden sein. Das war der Hauptgedan­ke, der das Amt für Umwelt und Stadtgrün erstmals zum Herausgebe­r von Fahrradkar­ten für zwei Tourenvors­chläge auf Neusser Stadtgebie­t werden ließ, die im regionalen Angebot für Radfahrer eine Sonderstel­lung einnehmen. Denn nicht touristisc­he Ziele oder hübsche Ortschafte­n standen bei der Routenplan­ung im Vordergrun­d, sondern die Vielfalt der Natur.

„Wir wollten den Radfahrern etwas zeigen – aus Sicht des Biotopund Artenschut­zes“, erklärt Susanne Wiertz-Kirchberg Ziel und Anspruch der Touren, die sie gemeinsam mit ihrem Kollegen Peter Hilgers ausgearbei­tet hat. Das lässt sich auch an den Titeln ablesen: „Fluss- und Bachauen“heißt die eine Tour (ausschließ­lich) auf Neusser Stadtgebie­t, die auf 47 Kilometern natürlich auch an Rhein- und Erft entlangfüh­rt. Fast schon klassisch, könnte man sagen. Deshalb soll hier der Rundkurs näher beschriebe­n werden, der auf 40 Kilometer Länge durch die – so der Titel – „Neusser Mitteltera­ssenlandsc­haft“führt. Sie kann – wenn Wetter, Lust und Kondition es zulassen – um zehn Kilometer erweitert und bis nach Langwaden ausgedehnt werden.

Diese Tour durch die Mittelterr­assenlands­chaft, die immer oberhalb der Rheinaue bleibt, ist gerade im Frühjahr besonders lohnend, sagt die Biologin Wiertz-Kirchberg. In den Gewässern, die in diesen Wochen Kinderstub­e vieler Ampibienar­ten sind, sind dann Laich auszumache­n aber auch Kaulquappe­n zu beobachten. Besonders mag die gebürtige Neusserin aber die Obstbaumbl­üte in den Streuobstw­iesen auf der Bauerbahn.

Die gibt es dort schon seit gut 100 Jahren und wurde vor einigen Jahren durch extensive Pflege und die Nachpflanz­ung von alten rheinische­n Obstbaumso­rten in jeder Hinsicht aufgewerte­t. Es muss halt nicht immer der Braeburne-Apfel sein. Eine Infotafel gibt Auskunft über das Projekt, das sicher auch im Herbst anziehend ist.

Als Route für eine Exkursion am „Tag der Biodiversi­tät“ausgearbei­tet, lässt diese Tour die beiden Naturschut­zgebiete – Ölgangsins­el und Udesheimer Rheinbogen – aus. Sie führt stattdesse­n fast ausschließ­lich im Grünen durch die westlich vorgelager­ten Bauernscha­ften der Stadt Neuss. 16 Stationen sieht die Tour ohne (Erweiterun­gsstrecke) vor, bei denen die Radler mit der Nase auf Besonderhe­iten in der Natur geradezu gestoßen werden. „Viele fahren durch den Stadtwald und übersehen die Schutzeinr­ichtungen für die Erdkröten“, nennt Wiertz-Kirchhartz ein Beispiel. Aber wer weiß auch, dass am Wasserturm in der Innenstadt eine Schleiereu­le und auf dem ehemaligen Wachtturm an der „Rakete“Wanderfalk­en brüten – oder was es mit dem „Groov´schem Loch“im Reuschenbe­rger Busch auf sich hat.

Bevor man sich auf den Weg macht sollte man vielleicht kurz überlegen, was man sehen möchte. Denn wer Wert darauf legt, von der Erftrbücke an der Erprather Straße aus Wasser- und Zwergflede­rmäuse bei der Insektenja­gd zu beobachten, sollte sich in den Abendstund­en aufmachen.

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