Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Per Rad durchs grüne Neuss
Die von der Stadt Neuss ausgearbeitete Radroute „Neusser Mittelterrassenlandschaft“führt zu Punkten, wo die Natur beobachtet und etwas über Biotop- und Artenschutz in der Landschaft gelernt werden kann.
NEUSS Die ganze Arbeit sollte nicht nur für eine einzige Exkursion geleistet worden sein. Das war der Hauptgedanke, der das Amt für Umwelt und Stadtgrün erstmals zum Herausgeber von Fahrradkarten für zwei Tourenvorschläge auf Neusser Stadtgebiet werden ließ, die im regionalen Angebot für Radfahrer eine Sonderstellung einnehmen. Denn nicht touristische Ziele oder hübsche Ortschaften standen bei der Routenplanung im Vordergrund, sondern die Vielfalt der Natur.
„Wir wollten den Radfahrern etwas zeigen – aus Sicht des Biotopund Artenschutzes“, erklärt Susanne Wiertz-Kirchberg Ziel und Anspruch der Touren, die sie gemeinsam mit ihrem Kollegen Peter Hilgers ausgearbeitet hat. Das lässt sich auch an den Titeln ablesen: „Fluss- und Bachauen“heißt die eine Tour (ausschließlich) auf Neusser Stadtgebiet, die auf 47 Kilometern natürlich auch an Rhein- und Erft entlangführt. Fast schon klassisch, könnte man sagen. Deshalb soll hier der Rundkurs näher beschrieben werden, der auf 40 Kilometer Länge durch die – so der Titel – „Neusser Mittelterassenlandschaft“führt. Sie kann – wenn Wetter, Lust und Kondition es zulassen – um zehn Kilometer erweitert und bis nach Langwaden ausgedehnt werden.
Diese Tour durch die Mittelterrassenlandschaft, die immer oberhalb der Rheinaue bleibt, ist gerade im Frühjahr besonders lohnend, sagt die Biologin Wiertz-Kirchberg. In den Gewässern, die in diesen Wochen Kinderstube vieler Ampibienarten sind, sind dann Laich auszumachen aber auch Kaulquappen zu beobachten. Besonders mag die gebürtige Neusserin aber die Obstbaumblüte in den Streuobstwiesen auf der Bauerbahn.
Die gibt es dort schon seit gut 100 Jahren und wurde vor einigen Jahren durch extensive Pflege und die Nachpflanzung von alten rheinischen Obstbaumsorten in jeder Hinsicht aufgewertet. Es muss halt nicht immer der Braeburne-Apfel sein. Eine Infotafel gibt Auskunft über das Projekt, das sicher auch im Herbst anziehend ist.
Als Route für eine Exkursion am „Tag der Biodiversität“ausgearbeitet, lässt diese Tour die beiden Naturschutzgebiete – Ölgangsinsel und Udesheimer Rheinbogen – aus. Sie führt stattdessen fast ausschließlich im Grünen durch die westlich vorgelagerten Bauernschaften der Stadt Neuss. 16 Stationen sieht die Tour ohne (Erweiterungsstrecke) vor, bei denen die Radler mit der Nase auf Besonderheiten in der Natur geradezu gestoßen werden. „Viele fahren durch den Stadtwald und übersehen die Schutzeinrichtungen für die Erdkröten“, nennt Wiertz-Kirchhartz ein Beispiel. Aber wer weiß auch, dass am Wasserturm in der Innenstadt eine Schleiereule und auf dem ehemaligen Wachtturm an der „Rakete“Wanderfalken brüten – oder was es mit dem „Groov´schem Loch“im Reuschenberger Busch auf sich hat.
Bevor man sich auf den Weg macht sollte man vielleicht kurz überlegen, was man sehen möchte. Denn wer Wert darauf legt, von der Erftrbücke an der Erprather Straße aus Wasser- und Zwergfledermäuse bei der Insektenjagd zu beobachten, sollte sich in den Abendstunden aufmachen.
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