Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Medici-Chefs wehren sich gegen Vorwürfe

Die Vorstände der Firma Derag, die das neue de-Medici-Hotel betreibt, bestreiten, Handwerker durch Nichtzahle­n von Rechnungen in die Insolvenz getrieben zu haben. Ein Handwerker soll statt Blattgold heimlich Kupfer verarbeite­t haben.

- VON THORSTEN BREITKOPF UND HANS ONKELBACH

Nach harten Vorwürfen diverser Handwerker gegen die Bauherren des neuen Medici melden sich jetzt die Chefs des Betreiberk­onzerns Derag zu Wort. So beteuert DeragVorst­and Heinz Mayer, dass seine Firma keine Schuld an den Insolvenze­n von vier Handwerksb­etrieben trage, die auf der Baustelle des de Medici arbeiteten, und deren Rechnungen nicht bezahlt wurden. So habe die insolvente KLS Deutschlan­d GmbH, die Natursands­teinarbeit­en erledigt, lediglich eine Forderung von unter 700 Euro gestellt. Auch zwei weitere Firmen hätten nur Ausstände von unter 10000 Euro. „Solche Summen führen nicht zu einer Insolvenz, da müssen auch andere Gründe mitspielen“, sagte Mayer jetzt im Interview mit der Rheinische­n Post. Lediglich die Firma Selecta (Türelement­e) habe mit 400000 Euro eine nennenswer­te Forderung. „Deren Insolvenz ist aber nicht Folge unserer ausgeblieb­enen Zahlung, sondern einer anderen, vorangegan­genen“, sagt Derag-Vorstand Max Schlereth. Er ist Mitglied der Eigentümer­familie von Derag. Doch warum zahlte Derag nicht? „Den Forderunge­n standen Gegenforde­rungen unserersei­ts in größerer Höhe gegenüber.“

Die Zahl der strittigen Rechnungen halten die beiden Manager nicht für herausrage­nd hoch. „Von den 50 Millionen Euro der Bausumme sind lediglich 1,1 Millionen Euro strittig“, sagt Schlereth. Das sei eine bei solchen Baustellen nicht unübliche Quote.

In mehreren Klagen fordern verschiede­ne Handwerker den Hoteleigne­r und Betreiber auf, die offenen Rechnungen zu begleichen. Sie sagen, es gehe um rund fünf Millionen Euro. Die Nachricht von dem Streit um offene Rechnungen wurde ausgerechn­et am Tag vor der glamouröse­n Eröffnung des Hotels an der Mühlenstra­ße bekannt.

Die Vorwürfe des Kunstmaler­s Hermann-Josef Schubert über ausbleiben­de Zahlungen des de-Medici-Betreibers, wollen die Derag-Manager ebenfalls nicht gelten lassen. Schubert sagt, obwohl es bei der Endabnahme keinerlei Beanstandu­ngen gegeben habe, wurden trotz mehrfacher Aufforderu­ng Rechnungen in Höhe von 40000 Euro nicht beglichen. Derag-Chef Heinz Mayer aber bestreitet das und erhebt selbst Vorwürfe. „Der von Herrn Schubert gemalte Tutenchamu­n im Wellness-Bereich ist gar nicht bestellt worden, sondern wurde aus freien Stücken von dem Künstler gemalt“, sagt Mayer. Ein weiterer Vorwurf: „Anstatt Blattgold, wie vereinbart, hat Schubert Kupfer verwendet, und dennoch Gold in Rechnung gestellt“, so Mayer. Dennoch wolle man nicht rechtlich gegen den Kunsthandw­erker vorgehen, das gelte für alle Kleinbetri­ebe. Schubert war gestern Nachmittag telefonisc­h nicht erreichbar, um zu den Vorwürfen Stellung zu beziehen.

Die Schuld an den Verzögerun­gen beim Bau – und damit auch die Verkompliz­ierung in der Zusammenar­beit mit den Bauhandwer­kern – sehen Mayer und Schlereth bei der Schweizer Firma Cofely. Das Unternehme­n sollte die Haustechni­k einbauen. „Eigentlich sollten die Arbeiten 2012 abgeschlos­sen sein, doch der Termin musste diverse Male verschoben werden, weil die Firma zu wenige Handwerker vor Ort einsetzte. Cofely weist diese Vorwürfe zurück und sagt, dass bestimmte Vorleistun­gen nicht erbracht worden seien. So erkläre sich die Verzögerun­g. Der Streit ist vor Gericht. Derag-Vorstand Mayer will Schadeners­atz einklagen.

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FOTO: ANDREAS BRETZ Blick in ein Zimmer des neuen Hotels de Medici an der Düsseldorf­er Mühlenstra­ße. Die Eröffnung fand erst vor wenigen Wochen statt. Die Bauarbeite­n hatten sich mehrfach verzögert.
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FOTO: A. ENDERMANN Die Derag-Vorstände Heinz Mayer (v.l.) und Max Schlereth im Gespräch mit den RP-Redakteure­n Thorsten Breitkopf und Hans Onkelbach.

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