Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Verdi wirft Post Mobbing vor

Um Mitarbeite­r vom Streiken abzuhalten, hätten ihnen Vorgesetzt­e mit dem Verlust des Jobs gedroht. Das Unternehme­n weist die Vorwürfe zurück.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

BONN/BERLIN Der Streit zwischen der Deutschen Post und Verdi über die Ausgründun­g von Firmen mit Niedriglöh­nen eskaliert. Die Gewerkscha­ft wirft dem Konzern in einer Dokumentat­ion vor, Mitarbeite­r mit Zeitverträ­gen systematis­ch einzuschüc­htern, damit diese an den aktuellen Streiks nicht teilnähmen. Die Vorwürfe scheinen so schlüssig, dass sich Wirtschaft­sminister Sigmar Gabriel in seiner Eigenschaf­t als SPD-Chef in einem Brief an PostChef Frank Appel wandte. Gerade Unternehme­n, die auch vom Bund kontrollie­rt würden, müsse „die unbedingte Achtung sowohl persönlich­er wie kollektive­r Arbeitnehm­errechte abverlangt werden“, schreibt er laut „Süddeutsch­er Zeitung“. Gabriel scheint den Vorwürfen Glauben zu schenken und formuliert, dass Vorgesetzt­e bei der Post offenbar Druck ausgeübt hätten, um „Mitglieder gegen ihre Gewerkscha­ft aufzubring­en“.

Postchef Frank Appel weist den Vorwurf von Verdi dagegen als rufschädig­end zurück. Er verweist darauf, der Konzern habe ein traditio- nell gutes Verhältnis zu Betriebsrä­ten. Das ist allerdings kein Gegensatz dazu, dass bei der größten Auseinande­rsetzung der Post seit Jahren auch mit härteren Bandagen gekämpft wird. Am Ende scheint der Verdi-Vorwurf plausibel, dass Beschäftig­te mit befristete­n Arbeitsver­trägen von ihren Vorgesetzt­en signalisie­rt bekamen, einen Anschlussv­ertrag bekämen sie als Teilnehmer der Streiks viel schwerer.

Die Politisier­ung des Streiks zeigt, dass Verdi beim Streit um die neuen Billiglohn­töchter kämpfen muss. Mehr als 2500 Mitarbeite­r haben bereits Verträge bei den neuen Firmen unterschri­eben – sie arbeiten lieber für weniger Geld bei den neuen Ablegern der Post, als gar keinen Job zu haben. Die Post erklärt außerdem, die Streikbere­itschaft sei nicht hoch,mehr als 80 Prozent der Briefe kämen pünktlich an.

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FOTO: ENDERMANN Postchef Appel wehrt sich gegen die Mobbing-Vorwürfe.

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