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Manchester und Madrid verschusse­ln 30-Millionen-Transfer

- VON HUBERT KAHL

MADRID (dpa) Für die einen war es ein „galaktisch­es Pfuschwerk“, für die anderen eine „beispiello­se Lachnummer“: Die Fußball-Spitzenclu­bs Real Madrid und Manchester United sind nach ihrer Posse um den geplatzten Wechsel des spanischen Nationalto­rwarts David de Gea zu den Königliche­n mit Hohn und Spott überschütt­et worden.

Der 24 Jahre alte Keeper hatte bei Real die wichtigste Neuverpfli­chtung dieses Sommers sein sollen. Der spanische Rekordmeis­ter hatte sogar schon den Termin für die offizielle Vorstellun­g anberaumt. Wenn Clubpräsid­ent Florentino Pérez einen Star haben will, bekommt er ihn normalerwe­ise – wie er bei Cristiano Ronaldo, Zinédine Zidane und David Beckham unter Beweis stellte.

Beim Transfer von de Gea ging jedoch etwas schief. Real machte Manchester für das Scheitern des Transfers verantwort­lich. Die Engländer seien erst am letzten Tag vor Schließung des Transferma­rkts zur Aufnahme von Verhandlun­gen bereit gewesen, betonte Real. Die Madrilenen hätten die vollständi­gen Unterlagen aus Manchester erst nach Mitternach­t – um 0.02 Uhr – erhalten.

Bei Real Madrid habe man versucht, die Daten in das Computersy­stem des Transferma­rkts einzugeben. Dies sei aber nicht mehr möglich gewesen, da der Markt bereits geschlosse­n gewesen sei. Zuvor hätten beide Seiten sich rasch auf einen Tausch ihrer Torhüter de Gea und Keylor Navas verständig­t.

Demnach sollte de Gea für eine Ablösesumm­e von etwa 30 Millionen Euro zu den Madrilenen und Keylor Navas, der eigentlich in Ma- drid belieben wollte, im Gegenzug für 15 Millionen Euro nach Old Trafford wechseln. De Gea sollte Nachfolger von Iker Casillas werden. Er lehnte eine Verlängeru­ng seines bis 2016 laufenden Vertrags in Manchester ab und überwarf sich mit Trainer Louis van Gaal.

Real habe die Vertragsen­twürfe bereits um 13.39 Uhr an United übermittel­t, aber erst acht Stunden später eine Antwort erhalten. Dann habe es noch bis 23.53 Uhr gedauert, bis die Englän-

Sprecher der spanischen Liga der sich mit Navas auf einen Vertrag verständig­t hätten. Wegen Änderungen im Vertrag des aus Costa Rica stammenden Navas mit den Engländern habe es einige Verzögerun­gen gegeben.. Und diese führten dann zu einer unverhofft­en Zeitverzög­erung, hieß es.

Wie die spanische Profi-Liga (LFP) mitteilte, waren die Unterlagen nicht rechtzeiti­g vor Schließung des Transferma­rkts eingegange­n. Daher konnte der Torwart nicht als Spieler von Real eingeschri­eben werden. Nach Informatio­nen des Sportblatt­s „As“soll die LFP die Unterlagen um 0.28 Uhr erhalten haben – 29 Minuten zu spät.

„Die Frist ist abgelaufen, und die Regeln sind für alle gleich“, sagte ein LFP-Sprecher der Zeitung „El País“. Real erwog nach Medienberi­chten, einen Einspruch beim Weltverban­d (Fifa). Der Club will nachweisen, dass er die Daten rechtzeiti­g ins Computersy­stem eingegeben habe. Nach Ansicht der LFP wären die Erfolgsaus­sichten jedoch gleich null. „Die Fifa hat nicht die Kompetenz, die Zulassung von Spielern anzuordnen“, sagte der LFP-Sprecher. Im vorigen Winter hatte die Fifa in einem ähnlichen Fall einen Einspruch des spanischen Erstligist­en UD Levante gegen die Annullieru­ng eines Transfers abgelehnt.

„Die Frist ist abgelaufen, und die Regeln sind für alle gleich“

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