Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Europa schließt die Steuerschl­upflöcher

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LUXEMBURG (dpa) Großkonzer­ne haben es künftig in Europa schwerer, Gewinne über Grenzen hinweg zu verschiebe­n und damit Steuern zu vermeiden. Die EU-Finanzmini­ster verständig­ten sich einstimmig auf ein neues Gesetz, das erstmals einen Austausch von sogenannte­n Steuer-Vorbeschei­den für Unternehme­n ermöglicht. Das Gesetz sollab 1. Januar 2017 gelten. Die EU-Kommission hatte bereits im Juni einen Aktionspla­n zur Steuerpoli­tik vorlegt. Demnach sollen Konzerne ihre Gewinne dort versteuern, wo sie anfallen. Der USVersandh­ändler Amazon reagiert bereits und versteuert in Europa Gewinne in einzelnen Ländern, auch in Deutschlan­d.

Die Staaten wollen legale Schlupflöc­her stopfen, die globale Konzerne wie Apple, Amazon, Google oder Starbucks zur Senkung ihrer Steuerlast nutzen. In dem neuen Gesetz würden grundsätzl­ich gültige Steuer-Vorbeschei­de rückwirken­d bis zum 1. Januar 2012 erfasst, sagte der amtierende EU-Ratsvorsit­zende, Luxemburgs Ressortche­f Pierre Gramegna. Um diesen Punkt hatte es lange Streit gegeben. Für Mittelstän­dler mit einem Jahresumsa­tz von bis zu 40 Millionen Euro kann es Ausnahmen beim Austausch geben.

Der Grünen-Finanzexpe­rte Sven Giegold kritisiert­e, die Kommission sei bei dem vereinbart­en Austausch von entscheide­nden Informatio­nen abgeschnit­ten: „Um Steuerdump­ing zu entdecken und zu ahnden, muss die EU-Kommission den Inhalt des Steuervorb­escheids und den Namen des Unternehme­ns kennen.“Das sei aber nicht gewährleis­tet, so der Grünen-Politiker.

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