Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Grüne fordern Atomfonds nach erfolgreic­hem Stresstest

- VON JAN DREBES

BERLIN Große Energie-Versorger wie RWE und Eon können einem Gutachten zufolge die Kosten für den Rückbau von Atomkraftw­erken und die Atommüll-Lagerung selber stemmen. Das hat ein Stresstest der Bilanzen der betroffene­n Konzerne ergeben, den Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel (SPD) bei Wirtschaft­sprüfern in Auftrag gegeben hatte. Demnach könnten die Unternehme­n mit den bisherigen Rückstellu­ngen und einem Gesamtverm­ögen von rund 83 Milliarden Euro selbst einem Extrem-Szenario des Tests entspreche­n, bei dem eine Verdopplun­g der Vorsorgemi­ttel um rund 39 Milliarden Euro nötig wäre.

„Die Vermögensw­erte der Unternehme­n decken in Summe die Finanzieru­ng des Rückbaus der Kernkraftw­erke und die Entsorgung der radioaktiv­en Abfälle ab“, sagte Gabriel. Er attestiert­e den Konzernen, die Kosten sauber berechnet und sich an die Regeln gehalten zu haben. Die Konzerne begrüßten das Ergebnis der Prüfung.

Die Grünen warnten Gabriel unterdesse­n, jetzt die falschen Schlüsse zu ziehen. „Für den Energiemin­ister ist der Stresstest kein Grund zur Entspannun­g“, sagte Fraktionsc­hef Anton Hofreiter unserer Redaktion. Gabriel müsse jetzt die Voraussetz­ungen dafür schaffen, dass die Mittel nicht verschwind­en – sie müssten in einem Fonds oder einer Stiftung gesichert werden, sagte Hofreiter. Zur geplanten Expertenko­mmission sagte der Grünen-Politiker: „Die angekündig­te Kommission kann dabei hilfreich sein, die Vorschläge zur Sicherung und Überführun­g der Atomrückst­ellung konkret zu machen.“

Am Mittwoch soll das sogenannte Nachhaftun­gsgesetz im Kabinett verabschie­det werden, damit sich die Stromkonze­rne durch Abspaltung ihrer Atomtöchte­r bei den Kosten nicht vor der Haftung drücken können.

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