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Kartellamt nimmt Entsorger ins Visier

Auffällig ist etwa, dass sich Wettbewerb­er gemeinsam um Aufträge bemühen.

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BONN/BERLIN (dpa) Zahlen die Deutschen zu viel für die Müllentsor­gung? Das Bundeskart­ellamt sieht Anzeichen dafür, dass der Wettbewerb in der Branche nicht richtig funktionie­rt. Es bereitet deshalb eine Sektorunte­rsuchung zur Hausmüllen­tsorgung vor, in der das Geschäftsg­ebaren der Entsorgung­sunternehm­en durchleuch­tet werden, soll. Ein Kartellamt­ssprecher bestätigte einen entspreche­nden Beitrag der „Welt“.

„Wir haben den Eindruck gewonnen, dass der Wettbewerb in der Abfallwirt­schaft nicht mehr richtig funktionie­rt“, zitierte die Zeitung Eva-Maria Schulze, die Vorsitzend­e der vierten Beschlussa­bteilung bei der Bonner Behörde. Einen konkreten Verdacht gebe es zwar nicht. Aber es sei auffällig, dass immer weniger Entsorgung­sbetriebe an der Ausschreib­ung von Aufträgen teilnähmen. Auffällig sind demnach auch die Unterschie­de in der Höhe der Müllgebühr­en in den einzelnen Kommunen. Mit Behältern und Sammelrhyt­hmen sei das aus Sicht des Kartellamt­s nicht mehr zu erklären. Untersuche­n will die Behörde auch, warum sich in einigen Regionen große Entsorgung­sfirmen gemeinsam an Ausschreib­ungen beteiligt hätten.

Das Bundeskart­ellamt kann nach dem Gesetz gegen Wettbewerb­sbeschränk­ungen Sektorunte­rsuchun- gen einleiten, wenn „starre Preise oder andere Umstände“vermuten lassen, dass der Wettbewerb dort nicht mehr richtig funktionie­rt.

Der Frankfurte­r Kartellrec­htler Dario Struwe von der Kanzlei FPS begrüßte die Pläne: „Man wundert sich schon, warum die Müllentsor­gung in vergleichb­aren Kommunen teilweise viel teurer ist als in anderen. Gäbe es einen funktionie­renden Wettbewerb, müssten die Preise eigentlich ungefähr gleich sein. Das hat schon ein Geschmäckl­e.“

Laut „Welt“dürfte die Sektorunte­rsuchung rund eineinhalb Jahre dauern. Die Abfallwirt­schaftsbet­riebe der Kommunen seien von der Prüfung nicht betroffen.

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