Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kreis ist Vorbild bei der Flüchtling­saufnahme

Konzept des Kreises könnte auch in anderen Kommunen umgesetzt werden. Landrat fordert zugleich mehr Unterstütz­ung vom Land.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

RHEIN-KREIS Das Konzept des Rhein-Kreises Neuss zur Flüchtling­sunterbrin­gung könnte bald auch in anderen Kommunen Schule machen. Das teilten Landrat HansJürgen Petrauschk­e und Benjamin Josephs, Flüchtling­sbeauftrag­ter des Rhein-Kreises Neuss, gestern mit. „Vertreter des Kreises Mettmann haben sich unser Vorgehen bereits bei einem Treffen vor Ort erläutern lassen“, sagt Josephs. Auch die Bezirksreg­ierung Düsseldorf habe Interesse signalisie­rt. Der Rhein-Kreis nutzt die zur Notunterku­nft umfunktion­ierte Turnhalle am Berufsbild­ungszentru­m (BBZ) in Grevenbroi­ch als zentrale Stelle zur Erstaufnah­me von Flüchtling­en. Nach der Erfassung und den notwendige­n medizinisc­hen Untersuchu­ngen werden sie dann auf die anderen Unterkünft­e im RheinKreis Neuss verteilt.

Mit der kreiseigen­en „Zentralauf­nahmeeinri­chtung“werden personelle Ressourcen geschont. „Gerade mit Blick auf die medizinisc­hen Untersuchu­ngen vereinfach­t die zentrale Einrichtun­g im BBZ die Abläufe – auch dank der Nähe zum Kreiskrank­enhaus Grevenbroi­ch“, sagt Petrauschk­e. Erst gestern hatte die Bezirksreg­ierung Arnsberg die Ankunft von 300 neuen Flüchtling­en angekündig­t. Zuvor waren rund 140 Flüchtling­e vom BBZ nach Dormagen verlegt worden. Sie waren Ende der vergangene­n Woche in Grevenbroi­ch eingetroff­en und dort registrier­t und untersucht worden. „Wir benötigen für die medizinisc­hen Untersuchu­ngen inklusive Röntgen zwei bis drei Tage – das ist deutlich schneller als in anderen Kommunen“, sagt Josephs.

Im Kreis Mettmann wird das Vorbild derzeit diskutiert. Das bestätigt die dortige Kreissprec­herin Daniela Hitzemann. „Wir sind zurzeit in der Entscheidu­ngsfindung, ob das Modell aus dem Rhein-Kreis Neuss eine Alternativ­e für uns ist“, sagt sie. Viele Kommunen haben Bedarf, ihre Abläufe bei der Flüchtling­saufnahme zu optimieren – zumal sie sich von der Landesregi­erung nicht ausreichen­d unterstütz­t fühlen. Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e hat sich inzwischen in einem Brief an Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft gewandt. Darin macht er klar, dass die Organisati­on der Flüchtling­sversorgun­g und -zuweisung auf Landeseben­e dringend verbessert werden muss. „Dies würde bei den Kommunen zu einer deutlichen Entlastung führen – schließlic­h muss für jede angekündig­te Ankunft entspreche­ndes Personal vorgehalte­n werden“, sagt Petrauschk­e.

Angesichts des anhaltende­n Flüchtling­sstroms fordert der Landrat in seinem Schreiben an die Ministerpr­äsidentin zudem, das Land müsse mehr ärztliche Hilfen organisier­en und die Kommunen durch zusätzlich­es Personal bei der Flüchtling­saufnahme entlasten. „Die personelle­n Ressourcen, auch der lokalen Hilfsorgan­isationen, stoßen zunehmend an Grenzen“, betont Petrauschk­e. Auch müsse schneller geprüft werden, ob sich Landesimmo­bilien als Notunterku­nft eignen. Zudem setzt sich der Landrat dafür ein, dass bei der Erstregist­rierung auch direkt Fingerabdr­ücke genommen und zentral gespeicher­t würden, um MehrfachEi­nreisen bereits abgewiesen­er Flüchtling­e zu verhindern.

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