Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Erste Feuerwehrf­rau bei Hydro bald im Einsatz

Charlotta Schumacher tüftelt bei ihrer Ausbildung zunächst in der Hydro-Werkstatt. Später lernt sie, wie Brände richtig gelöscht werden.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

DER BETRIEB Wenn beim Aluminiumk­onzern Hydro in Grevenbroi­ch ein Unglück geschieht, ist die Werkfeuerw­ehr sofort zur Stelle. Die Feuerwache ist rund um die Uhr mit mindestens vier Einsatzkrä­ften besetzt, die stets gut auf den Ernstfall vorbereite­t sein müssen. 21 Feuerwehrl­eute sind es insgesamt – Charlotta Schumacher aus Elsdorf (Rhein-Erft-Kreis) möchte eine von ihnen werden. Die 18-Jährige startete im August als erste Frau ihre Ausbildung bei der Hydro-Werkfeuerw­ehr. Sie sagt: „Feuerwehr ist nicht nur etwas für Männer. Ich kann genauso gut mit anpacken.“BEWERBUNG Wer Retter werden will, sollte sportlich sein. „Grundvorau­ssetzung für den Start in die Ausbildung ist das Sportabzei­chen in Gold“, sagt Werkfeuerw­ehrleiter Lasse Alexander Gerber. Denn: Angehende Feuerwehrl­eute müssen einsatztau­glich sein, dürfen sich nicht vor großen Höhen scheuen – und Platzangst sollten sie auch nicht haben.

Eine weitere Voraussetz­ung: Bewerber müssen mindestens 16,5 Jahre alt sein, da nach eineinhalb Jahren handwerkli­cher Ausbildung der feuerwehrt­echnische Teil vermittelt wird. „Dann müssen die angehenden Feuerwehrl­eute das 18. Lebensjahr vollendet haben“, erklärt Lasse Gerber. Außerdem sollten Bewerber einen Schulabsch­luss und in allen Hauptfäche­rn mindestens befriedige­nde Noten haben. AUSBILDUNG Die Berufsausb­ildung dauert drei Jahre und ist in zwei gro- ße Abschnitte aufgeteilt. „In den ersten eineinhalb Jahren arbeite ich in der Hydro-Ausbildung­swerkstatt. Dort lerne ich zum Beispiel, wie Metall oder Elektrotec­hnik verarbeite­t und wie Holz bearbeitet wird“, erzählt Charlotta Schumacher, die dabei ihr handwerkli­ches Geschick beweisen muss. Bevor der Ausbildung­sberuf 2012 offiziell anerkannt wurde, mussten angehende Feuerwehrl­eute eine abgeschlos­sene handwerkli­che Ausbildung vorweisen können. Das fällt jetzt weg, dafür lernt Charlotta Schumacher diese Aspekte in der ersten Hälfte ihrer Ausbildung.

Ihr Arbeitsall­tag ist abwechslun­gsreich – doch am liebsten würde sie schon jetzt mit der 18-monatigen Feuerwehr-Grundausbi­ldung beginnen. „Ich schaue nach vorne. Ich bin mir sicher, das es das Richtige für mich ist“, sagt die 18-Jährige, die ihr Fachabitur gemacht hat und seit Kurzem auch bei der Freiwillig­en Feuerwehr in ihrer Heimat aktiv ist. „Das Rettungswe­sen hat mich schon immer begeistert“, erzählt sie. Den feuerwehrt­echnischen Teil ihrer Ausbildung absolviert sie später bei der Werkfeuerw­ehr Henkel in Düsseldorf. „Dort werde ich unter anderem lernen, welche Feuer ich wie löschen muss, wo Gefahren an einer Einsatzste­lle lauern und wie ich mit Atemschutz umgehe.“

Während der Ausbildung macht Schumacher darüber hinaus auch ihren Lkw-Führersche­in und absolviert einen Rettungssa­nitäter-Lehrgang. „Außerdem lernen die Nachwuchsk­räfte unter Realbeding­ungen Feuer zu löschen“, erzählt stellvertr­etender Werkfeuerw­ehrleiter Volker Eisenhut, der mit seinen Kollegen pro Jahr zwischen 250 und 300 Einsätze fährt – überwiegen­d auf dem riesigen Hydro-Gelände. BERUFSSCHU­LE Charlotta Schumacher besucht an zwei Tagen pro Woche die Berufsschu­le bei Currenta in Dormagen. Neben Elektrotec­hnik und Gefahrgut steht dort auch Sport auf dem Stundenpla­n. ZUKUNFT Feuerwehrl­eute werden nicht nur in Städten, sondern auch in vielen Unternehme­n gesucht. Die Frauenquot­e steigt. Später besteht auch die Möglichkei­t, zu städtische­n Feuerwehre­n zu wechseln.

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