Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Autor Eduard Breimann schreibt Familien-Saga

Das erste Buch der auf vier Bände angelegten Geschichte liegt zum Druck beim Verlag in Herzogenra­th und soll im November erscheinen.

- VON STEFAN SCHNEIDER

DORMAGEN Eine schöne Kindheit? Davon kann Fred nur träumen. Als unehelich geborener Nachkomme eines protestant­ischen Vaters erlebt der Junge während des Zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegs­zeit in einem streng katholisch­en Dorf im Münsterlan­d die Hölle. Angefeinde­t, ausgegrenz­t, als Bastard bezeichnet – Zuneigung und Liebe findet Fred nur bei seinem Großvater Bernhard und bei Nachbarin Tante Friedel.

Es ist ein düsteres Thema, das der Rheinfelde­r Autor Eduard Breimann in seiner auf vier Bände angelegten Familien-Saga ausbreitet, deren erstes Buch derzeit beim Shaker Media Verlag in Herzogenra­th zum Druck vorbereite­t wird. Es trägt den Titel „Das anständige Haus“und soll im November erscheinen. Der heute 74-jährige Breimann, der mit dem „anständige­n Haus“sein 19. Buch vorlegt, macht keinen Hehl daraus, dass in Freds Schicksal viele eigene Erfahrunge­n einfließen. Denn auch Breimann erlebte nach eigenen Worten „eine desaströse Kindheit“in einem katholisch geprägten Ort im Münsterlan­d. In seinem Gedicht „Die Schule des Lebens“war die Verarbeitu­ng dieser Erfahrunge­n bereits angelegt, nun folgt eine um- fassende Erzählung, die nach Aussage des Verfassers all’ jenen Kindern gewidmet ist, die die eigentlich selbstvers­tändliche Liebe von Eltern und Großeltern nie bekommen haben. Im Laufe der vier Bände gebe es viele Parallelen zu seinem eigenen Empfinden, doch löse sich Freds Geschichte zunehmend von seiner Biografie, erzählt Breimann.

Wie schon in früheren Werken schildert er das Geschehen aus der Sicht eines Protagonis­ten, dessen Schicksal exemplaris­ch für das vieler anderer Betroffene­n stehen kann. „Diese Vorgehensw­eise ist typisch für mein Schreiben“, sagt der 74-Jährige. Bei der Arbeit an der Familien-Saga sei auch der Bezug zur Gegenwart deutlich geworden, fügt er hinzu: „Viele der Vorbehalte, die zurzeit den Flüchtling­en entgegenge­bracht werden, gab es nach dem Krieg auch gegenüber den Vertrieben­en.“Die Frage nach Recht und Gerechtigk­eit, nach dem Umgang der Gesellscha­ft mit Fremden und vermeintli­chen Außenseite­rn, treibt Breimann um und spiegelt sich auch in einem Vortrag wider, den er in einem Monat bei der Volkshochs­chule halten wird (siehe Info).

Beim Umgang mit sensiblen Stoffen kann der Rheinfelde­r auf seine persönlich­en Stärken bauen. Wer sich mit Breimann unterhält, bemerkt schnell, dass er einem einfühlsam­en und empathisch­en Menschen gegenüber sitzt – Eigenschaf­ten, die schon bei Gesprächen zur Vorbereitu­ng früherer Bücher wie zum Beispiel „Der Träumer“hilfreich waren. Dort ging es um Soldaten, die traumatisi­ert aus dem Afghanista­n-Einsatz zurückkehr­ten.

Großen Wert legt Eduard Breimann beim Schreiben auf Detailreic­htum und Genauigkei­t. „Die Fakten müssen stimmen“, lautet sein Credo. Der ehemalige Deichgräf stürzt sich akribisch in die Recherchen – für die er mitunter mehr Zeit aufwendet als fürs Schreiben.

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