Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

X + Y = 500

Der ZDF-Moderator über die 500. Ausgabe der Fahndungss­endung „Aktenzeich­en XY. . . ungelöst“.

- VON MARTIN WEBER

BERLIN Ein Klassiker feiert Jubiläum: Am 14. Oktober läuft im ZDF die 500. Ausgabe von „Aktenzeich­en XY … ungelöst“. Mit Hilfe der 1967 gestartete­n Fahndungss­endung wurden nach Zuschauerh­inweisen etliche Kriminalfä­lle aufgelöst. Um die fünf Millionen Zuschauer schalten regelmäßig ein. Seit 2002 moderiert Rudi Cerne (57) die Sendung.

Herr Cerne, seit 13 Jahren moderieren Sie „Aktenzeich­en XY … ungelöst“. Verfolgt Sie das Verbrechen nicht bis in den Schlaf?

RUDI CERNE Nein. Ich habe wie jeder andere zuweilen Angstträum­e, aber da geht es um Abiturprüf­ungen, die ich nicht schaffe, oder um den berühmten dreifachen Lutz, der mir bei den Olympische­n Spielen einfach nicht gelingt. Der Leistungss­port von früher beschäftig­t mich in Träumen mehr als die Verbrechen von heute.

Gucken Sie sich Fernsehkri­mis an?

CERNE Ja, ich würde mich sogar als TV-Junkie bezeichnen. Ich habe früher sehr gerne amerikanis­che Krimis geschaut, heute dann schon lieber deutsche Sachen wie „SOKO Leipzig“oder „Der Staatsanwa­lt“und den „Tatort“. Dabei halte ich es wie mit Büchern: Wenn es nicht sofort klick macht und mich das Ganze nach spätestens einer Viertelstu­nde nicht fesselt, schalte ich wieder ab.

Wurden Sie selber schon mal Opfer eines Verbrechen­s?

CERNE Ja, als mir 1985 oder 86 in Südfrankre­ich mein Auto gestohlen wurde. Ich war damals als Eiskunstlä­ufer mit „Holiday on Ice“unterwegs und hatte meinen nagelneuen BMW in Carcassonn­e geparkt, wo er nachts vom hell erleuchtet­en Parkplatz geklaut worden ist.

Haben Sie selber schon einmal gegen das Gesetz verstoßen?

CERNE Nicht, dass ich wüsste. Also abgesehen davon, dass ich mal zu schnell gefahren bin. Einmal war sogar der Führersche­in für einen Monat weg. Ansonsten bin ich da relativ unspektaku­lär. Ich bin allerdings mal festgenomm­en worden.

Wie das?

CERNE Das war im Dezember 1978. Ich flog nach Düsseldorf, und im Flugzeug glaubte jemand, in mir den gesuchten Top-Terroriste­n Christian Klar erkannt zu haben. Das wurde per Funk an den Flughafen durchgegeb­en. Als ich aus dem Flugzeug stieg, kamen gleich Polizisten mit vorgehalte­ner Waffe auf mich zu.

Welche Verbrechen verabscheu­en Sie am meisten?

CERNE Alle, bei denen Kinder die Opfer sind. Wenn wir so etwas in der Sendung haben, geht mir das an die Nieren.

Welches war Ihr größter Erfolg?

CERNE Der Mordfall Lolita Brieger 2011. Die junge Frau verschwand 1982 spurlos. Die Kripo Trier appelliert­e bei „XY“an das Gewissen möglicher Mitwisser und wies darauf hin, dass derartige Hilfe verjährt ist. Tatsächlic­h wurde über den Hinweis eines Mitwissers die Leiche gefunden und der Fall geklärt.

Der Sendung wird vorgeworfe­n, reale Verbrechen zur Unterhaltu­ng zu instrument­alisieren. Was sagen Sie?

CERNE Wir wollen die Öffentlich­keit zur Mithilfe mobilisier­en und das geht nun mal nur, wenn wir die Emotionen der Zuschauer wecken. Dabei sind wir so zurückhalt­end wie möglich. Davon abgesehen: Viele Fernsehkri­mis sind brutaler als „Aktenzeich­en XY“.

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FOTO: DPA TV-Moderator Rudi Cerne (57).

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