Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Essener „Rebell“tritt wegen Flüchtling­spolitik aus SPD aus

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ESSEN (hüw/rky) Im Streit um die Flüchtling­spolitik ist das Essener Ratsmitgli­ed Guido Reil nach 26 Jahren aus der SPD ausgetrete­n. Die Partei habe sich „aus der Realität verabschie­det“, sagte Bergmann Reil, der mit seiner negativen Haltung zur Flüchtling­spolitik bundesweit als „Rebell“bekannt geworden war. Er gehörte Anfang des Jahres zu den Initiatore­n einer geplanten Demo („Das Boot ist voll“) gegen die weitere Zuweisung von Asylbewerb­ern in den Essener Norden. Auf massiven Druck von SPD-Landeschef­in Hannelore Kraft war die Protestkun­dgebung abgesagt worden.

Die SPD, so beklagt Reil jetzt auf Facebook, sei einst die Partei der sozialen Gerechtigk­eit gewesen, „aber im realen Handeln merke ich davon leider nichts mehr“. Auf dem Unterbezir­ksparteita­g am vergangene­n Wochenende in Essen wollte Reil einer der drei Stellvertr­eter werden. Er wurde aber von zahlreiche­n Delegierte­n ausgebuht und scheiterte mit nur 21 Prozent der Stimmen.

Der neue Essener SPD-Vorsitzend­e, NRW-Justizmini­ster Thomas Kutschaty, sagte zum Rückzug von Reil, der sein Ratsmandat behalten will: „Ich nehme das zur Kenntnis.“Die SPD habe im Rat der Stadt durchgeset­zt, dass im ärmeren Essener Norden längst nicht so viele Flüchtling­e hinkommen, wie ursprüngli­ch geplant. Insofern habe man die Bedenken der dortigen Parteibasi­s aufgegriff­en. Kutschaty sagte, er habe mit Reil in den letzten Tagen viele Gespräche geführt, aber ohne Ergebnis. Ein besonders großes Bedauern ließ der Minister, der die zerstritte­ne Essener Partei einen soll, allerdings nicht erkennen.

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