Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Fergusons Polizei einigt sich mit Presse

Die willkürlic­he Festnahme unseres US-Korrespond­enten 2014 hat jetzt Rechtsgesc­hichte geschriebe­n.

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FERGUSON (bee) Knapp zwei Jahre ist es her, dass Polizisten in Ferguson Journalist­en festnahmen, die über die Proteste afroamerik­anischer Bewohner der Kleinstadt in Missouri berichtete­n. Nun haben sich die Ordnungshü­ter in einer Vereinbaru­ng mit vier der Betroffene­n zu Änderungen im Umgang mit Medienvert­retern verpflicht­et.

Im August 2014, als die tödlichen Schüsse eines weißen Polizisten auf den schwarzen Teenager Michael Brown eine Welle heftiger Unruhen in Ferguson auslösten, waren mehrere Reporter in Handschell­en abgeführt und ins nächste Gefängnis gebracht worden. Vier von ihnen hatten später gegen das Vorgehen der Beamten geklagt. Neben Ryan Devereaux vom Online-Magazin „The Intercept“auch Ansgar Graw, US-Korrespond­ent der „Welt“, der freie Journalist Lukas Hermsmeier und Frank Herrmann, der für unsere Redaktion aus den USA berichtet. Nach einem Rechtsstre­it, der sich über 14 Monate hinzog, haben sich beide Seiten am Dienstag geeinigt. Die Bestimmung­en der Vereinbaru­ng sind vertraulic­h, daher kann nicht im Detail aufgeliste­t werden, was sich in Ferguson ändert, damit die Presse auch in angespannt­er Lage ihrer Arbeit nachgehen kann.

Der Landkreis St. Louis County, dem die Polizei der 21.000-Einwohner-Stadt untersteht, werde entspreche­nde Korrekture­n einleiten, heißt es in einer gemeinsame­n Pressemitt­eilung der Kreisverwa­ltung und der New Yorker Anwaltskan­zlei Squire Patton Boggs (SPB), die die Reporter vertreten hat. Man erkenne an, dass die Journalist­en mit ihrer Klage Reformen anstrebten, die sowohl für die Polizei als auch für die Bürger von Nutzen seien.

Die SPB-Juristen, fügte die Kanzlei in einer eigenen Erklärung hinzu, hätten sich des Falls angenommen, um die Polizei daran zu hindern, Journalist­en künftig auf rechtswidr­ige Weise ihrer Arbeitsmög­lichkeiten zu berauben, wenn sie über Polizeiein­sätze berichten. Es soll sich nicht wiederhole­n, dass Journalist­en wie Devereaux und Hermsmeier mit Gummihartk­ugeln beschossen werden, obwohl sie sich als Reporter zu erkennen gegeben hatten. Oder dass sie wie Graw und Herrmann mit Kabelbinde­rn gefesselt in Gewahrsam genommen werden, als sie sich am helllichte­n Tag auf der Hauptstraß­e von Ferguson ein Bild von den Auswirkung­en der Ausschreit­ungen machen wollten.

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FOTO: PRIVAT Korrespond­ent Herrmann

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