Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Koalitions­krach um Unkrautmit­tel Glyphosat

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BERLIN/BRÜSSEL (dpa/gra) In der großen Koalition ist offener Streit um das Unkrautgif­t Glyphosat ausgebroch­en. Die Chemikalie ist weit verbreitet und steht im Verdacht, krebserreg­end zu sein. Die SPD-Minister wollen einer Verlängeru­ng der Zulassung für Glyphosat in der EU nicht zustimmen – damit müsste sich Deutschlan­d in Brüssel der Stimme enthalten. Agrarminis­ter Christian Schmidt (CSU) zeigte sich erbost: Mit den SPD-geführten Umwelt- und Wirtschaft­sressorts habe es eine abgestimmt­e Regierungs­position mit dem Ziel einer Zulassung gegeben. „Zuverlässi­ges Regierungs­handeln sieht anders aus.“

Umweltmini­sterin Barbara Hendricks hatte zuvor die Position der SPD-Minister klar gemacht. „Solange wir nicht zweifelsfr­ei wissen, ob Glyphosat für die Gesundheit unbedenkli­ch ist, sollten wir diese Chemikalie auch nicht zulassen“, sagte Hendricks. In Deutschlan­d und Europa gelte zurecht das Vorsorgepr­inzip. Unter Wissenscha­ftlern ist Glyphosat umstritten: Deutsche Behörden kamen zum Schluss, dass bei sachgerech­ter Anwendung von Glyphosat keine Schäden für die Gesundheit zu erwarten seien. Die Weltgesund­heitsorgan­isation stuft das Mittel dagegen als „wahrschein­lich krebserreg­end“ein. Die Zulassung in der EU läuft Ende Juni aus. Nun sollte eigentlich eine Verlängeru­ng um neun Jahre erfolgen.

Unterdesse­n macht in Brüssel das Resultat eines Urintest von 48 Europa-Abgeordnet­en die Runde, deren Ausscheidu­ngen untersucht worden waren. Ergebnis: Im Schnitt hatten die Abgeordnet­en 1,7 Mikrogramm des Pflanzensc­hutzmittel­s (auf einen Liter) in ihrem Urin. Dies ist ein Wert, der den Grenzwert für Trinkwasse­r um das 17-fache überschrei­tet – auch beim Finanzexpe­rten der Grünen, Sven Giegold. „Meine Werte zeigen, dass man dem Zeug nicht entkommen kann, auch wenn man sich überwiegen­d bio ernährt“, sagte Giegold.

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