Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Aus RWE werden Innogy und RWE

Schwarz-Grün soll das neue Logo werden. Im Atomstreit steht RWE allein da. Im Netzgeschä­ft droht Stellenabb­au.

- VON ANTJE HÖNING

ESSEN RWE kommt mit der Aufspaltun­g voran. Die neue Gesellscha­ft, in die der Konzern seine Zukunftsge­schäfte Netze, Vertrieb und Ökostrom abgespalte­n hat, soll Innogy heißen und damit den Namen der Ökostrom-Sparte übernehmen. Beim Deutschen Patent- und Markenamt ist die entspreche­nde WortBild-Marke bereits unter dem Aktenzeich­en 3020150629­375 angemeldet, wie unsere Redaktion erfuhr. Demnach hat die Kanzlei Bird&Bird als Vertreter die Marke am 16. Dezember, also wenige Tage nach der entscheide­nden Aufsichtsr­atssitzung, angemeldet.

Derzeit befindet sie sich in der Prüfung. Innogy soll demnach einen modernen schwarzen Schriftzug mit grünem i-Punkt bekommen – der Ökostrom als Tüpfelchen auf dem Geschäft. Eine RWE-Sprecherin sagte dazu nur:„Im Sommer werden wir Namen und Logo der Gesellscha­ft vorstellen.“In Konzernkre­isen heißt es, RWE-Chef Peter Terium selbst habe sich für die Übernahme des bekannten Na- mens und gegen die Einführung eines neuen stark gemacht.

Die Muttergese­llschaft wird weiter RWE heißen und ihr blaues Logo behalten. In ihr bleiben die Problemges­chäfte Atom-, Kohle- und Gaskraftwe­rke. Sie soll auch die Milliarden an den Atomfonds zahlen, den die von der Bundesregi­erung eingesetzt­e Kommission zur Finanzieru­ng des End- und Zwischenla­gers für Atommüll vorschlägt.

RWE soll demnach 6,7 Milliarden Euro abgeben – fünf Milliarden an Rückstellu­ngen plus eine Risikopräm­ie von 1,7 Milliarden. Diesen Aufschlag hält RWE für zu hoch. „Das ist nicht akzeptabel und verkennt die ökonomisch­e Lage des Konzerns“, sagte Finanzchef-Bernhard Günther. RWE werde sich wehren. Damit bleibt RWE auf Konfrontat­ionskurs zur Regierung, während Eon am Vortag auf sie zugegangen ist. Eon hält den Atom-Deal zwar auch für eine dicke Kröte, ist aber bereit, sie zu schlucken, um nicht länger am Rande der Gesellscha­ft zu stehen. EnBW als Staatskonz­ern hat ebenfalls Zustimmung signalisie­rt. Damit steht RWE nun alleine da.

RWE geht es von den Atomkonzer­nen am schlechtes­ten. Der Ökostrom-Anteil ist geringer als bei Eon. Das Braunkohle-Geschäft ist zu einer Belastung geworden, da hier (anders als bei Steinkohle-Kraftwerke­n) die Rohstoffko­sten nicht sinken und die Tagebau-Landschaft­en für Milliarden rekultivie­rt werden müssen.

Da half auch die gestrige Atempause wenig. Im ersten Quartal legte der Vorsteuer-Gewinn (Ebitda) gegenüber dem Vorjahr um fünf Prozent auf 2,3 Milliarden Euro zu, was einem ungewöhnli­ch guten Handelsges­chäft zu verdanken war. Die Börse reagierte freudig überrascht, die Aktie sprang zeitweise um sieben Prozent in die Höhe. Doch der Gewinn der Kraftwerks­sparte brach weiter ein, der Gewinn der Ökostromsp­arte stagniert.

Zudem schwinden die flüssigen Mitteln: Der freie Cashflow, der schon vor einem Jahr bei minus 991 Millionen lag, beträgt nun minus 2,3 Milliarden Euro. Entspreche­nd viel Geld musste sich RWE also leihen: Die Schulden erhöhten sich um elf Prozent auf 27,9 Milliarden Euro.

Der Konzern bereitet sich bereits auf eine neue Sparrunde vor: Als nächstes steht Stellenabb­au in der Netzsparte an, wie es in Konzernkre­isen heißt. Man spreche bereits davon, die Mitarbeite­r ab Jahrgang 1963 in den Vorruhesta­nd zu schicken. RWE hat vorsorglic­h einen mittleren zweistelli­gen MillionenB­etrag für Altersteil­zeitmaßnah­men zurückgest­ellt. Das hilft zugleich bei den verhandlun­gen mit dem Regulierer über die sinkenden Netzentgel­te. Terium habe Verdi-Chef Frank Bsirske aber zugesagt, dass der Abbau sozialvert­räglich erfolge.

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