Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Duell um den Klassenerh­alt

Werder Bremen und Eintracht Frankfurt können morgen aus eigener Kraft die Bundesliga-Zugehörigk­eit sichern.

- VON PATRICK SCHERER

DÜSSELDORF In Frankfurt denken sie dieser Tage gerne an den 29. Mai 1999 zurück. Es war der Nachmittag, an dem Jan Aage Fjörtoft mit dem wohl berühmtest­en Übersteige­r der Bundesliga­Geschichte in der 89. Minute das 5:1 gegen den 1. FC Kaiserslau­tern erzielte. Durch diesen Treffer rettete sich die Eintracht in einem spektakulä­ren Finale am letzten Spieltag, Nürnberg stieg ab. Unter dem Titel „Das Wunder vom Main“firmiert diese Anekdote bei den Frankfurte­r Anhängern. Morgen geht es für die Eintracht nun wieder darum, in letzter Sekunde die Bundesliga­Zugehörigk­eit zu sichern. Dazu würde es diesmal keinen Sieg mit vier Toren Unterschie­d brauchen, bereits ein Remis in Bremen würde reichen.

Mittlerwei­le hat sich die Eintracht-Gemeinde den Luxus eines zweites Wunders vom Main gegönnt. Auch das 6:3 gegen Reutlingen im Jahr 2003, als sich die Hessen mit Mainz im Fernduell am letzten Zweitliga-Spieltag um den Wiederaufs­tieg in die Bundesliga duellierte­n, trägt diesen Namen. Wer jetzt aber glaubt, die Eintracht hätte aus vereinschr­onischer Sicht einen Vorteil, irrt. Die Bremer sind mit der Bezeichnun­g „Wunder“noch weniger sparsam als die Frankfurte­r. Gleich vier Mal sprechen die Hanseaten vom „Wunder von der Weser“. Was diese Kategorie angeht, führen die Bremer somit 4:2. Das WunderQuar­tett der Grün-Weißen beschränkt sich bisher aber auf europäisch­e Spektakel: 6:2 gegen Spartak Moskau im Uefa-Pokal 1987, 5:0 gegen Dynamo Berlin im Landesmeis­ter-Pokal 1988, 5:3 gegen Anderlecht in der Champions League 1993 und 4:0 gegen Lyon im UefaPokal 1999.

Der Bremer Coach Viktor Skripnik ist allerdings ohnehin niemand der zu Superlativ­en und Schwelgere­ien neigt. Er ist Realist. Deshalb sagte er gestern, seiner Nüchternhe­it treu bleibend: „Es ist ein ganz normales, aber natürlich auch wichtiges Spiel.“Die Mannschaft sei nicht locker, aber ruhig. Und auch Geschäftsf­ührer Thomas Eichin betonte: „Wir lassen uns nicht verrückt machen.“Ein Grund, der Werder vielleicht etwas gelassener macht, trägt den Namen Claudio Pizarro. Der Torjäger wurde im Training geschont und meldete sich einsatzber­eit für das Duell um den Klassenerh­alt.

Und auch die Frankfurte­r bauen auf einen Heilsbring­er im Sturm. Alexander Meier ist unter der Woche nach einer Knie-Operation wieder ins Training eingestieg­en und wird morgen erstmals seit Februar im Kader stehen. „Jeder weiß um die Lage“, sagte der 33-Jährige. Sein Trainer Niko Kovac will deshalb auch keine Rechenspie­le betreiben und somit einen gefährlich­en Schongang seiner Profis vermeiden. Auf Unentschie­den zu spielen, hatte Niko Kovac betont, sei „sehr fahrlässig. Wir wollen auch bei Werder Bremen gewinnen, und ich gehe davon aus, dass die Jungs ihre letzten Körner in die Waagschale werfen werden.“

Möglicherw­eise ist ein Blick in die Vergangenh­eit für die KovacSchüt­zlinge zusätzlich­e Motivation: Die vergangene­n drei Spiele hat die Eintracht allesamt gewonnen. Vier Siege zum Saisonende vor dem Hintergrun­d des drohenden Abstiegs waren der Eintracht bereits in der Saison 1998/99 gelungen. Und wie das ausging, wissen sie ganz genau in Frankfurt.

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FOTO: DPA Claudio Pizarro

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