Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Drei Tage Vollgas-Handball am Pfingstfes­t

Heute Abend beginnt in 13 Hallen der 34. Quirinus-Cup des Neusser HV mit knapp 3000 Nachwuchss­portlern aus 13 Nationen.

- VON DIRK SITTERLE

NEUSS Ein Blick in die seit 1983 fortgeführ­ten Siegerlist­en des QuirinusCu­ps verschlägt selbst Freunden der gehobenen Handball-Unterhaltu­ng die Sprache: Lugi Lund (Schweden), SKA Minsk (Weißrussla­nd), Nationalte­am Algerien, RK Celje (Slowenien), Badel Zagreb (Kroatien), Dukla Prag (Tschechien), RM Valcia (Rumänien), SMS Gliwice (Polen), KSOR Krasnodar (Russland), USS Lugansk (Ukraine), Bækkelaget­s SK Oslo (Norwegen), Olimpus Chisinau (Moldawien), Fotex Veszprém KC (Ungarn), TuSEM Essen, Bayer Dormagen, Dynamo Berlin, SC Magdeburg und der VfL Gummersbac­h brachten in den vergangene­n 33 Jahren ihren Nachwuchs schon auf Platz eins. Das Turnier des Neusser HV hat sie alle gehabt. Als Superstar Stefan Kretzschma­r 1990 mit der A-Jugend des SC Dynamo Berlin am Rhein triumphier­te, stand die Mauer noch. Der 218 Mal für Deutschlan­d tätige Linksaußen ist nur der bekanntest­e von ungezählte­n Nationalsp­ielern, die sich zu Beginn ihrer Karriere als Jugendspie­ler beim Cup ihre ersten Sporen verdienten.

Ihrem exzellente­n Ruf bleibt die spektakulä­re Leistungss­chau des europäisch­en Nachwuchs-Handballs selbstvers­tändlich auch in der 34. Auflage treu: Unter den knapp 200 Mannschaft­en aus 13 Nationen, die sich ab heute Abend in fünf Altersklas­sen (A- bis E-Jugend) um einen Platz in der Endrunde (Pfingstson­ntag ab 13 Uhr in der HumboldtSp­orthalle an der Bergheimer Straße in Neuss) bewerben, befinden sich rund 60 Teams aus dem befreundet­en Ausland. „Erg lekker“, richtig gut finden das Turnier vor allem die Handballer aus den nahen Niederland­en, die mit mehr als 20 Mannschaft­en antreten.

Ihr Alleinstel­lungsmerkm­al erhält die ausschließ­lich von Ehrenamtle­rn gestemmte Veranstalt­ung indes durch die wieder 25 Teams aus dem Osten Europas. „Das kann sonst keiner bieten“, sagt Wolfgang Spangenber­ger, der 1998 nach dem Ausscheide­n von „Quirinus-Cup-Vater“Manfred Büschgens in die Rolle des Cheforgani­sators geschlüpft war. Tschechien ist aktuell mit sieben Mannschaft­en vertreten, die Ungarn, die neben Pick Szeged im MKB Veszprém sogar einen Champions-League-Halbfinali­sten ins Rennen schicken, mit fünf. Auch die Neusser Partnerstä­dte Châlons-en-Champagne (Frankreich), Rijeka (Kroatien) und Pskow (Russland) sind mit von der Partie, die Talente aus dem slowenisch­en Celje sind traditione­ll Gäste des TuS Grevenbroi­ch, der den NHV wie der TSV Bayer Dormagen, TSV Norf, die HG Kaarst/Büttgen, ART Düsseldorf und der Fördervere­in Druschba Neuss-Pskow Erik Wudtke als Co-Veranstalt­er unterstütz­t. Die deutsche Handball-Elite wird durch Vereine wie den VfL Gummersbac­h, Bergischen HC, SC Magdeburg und den TBV Lemgo repräsenti­ert. Eine noch bessere Ausstattun­g verhindert nur der Terminplan des DHB, der um Pfingsten herum die nationalen Titelträge­r ermittelt. Darum fehlt in diesem Jahr zum Beispiel die männliche A-Jugend des TSV Bayer Dormagen, die gegen den SC Magdeburg um den Einzug ins DM-Finale spielt. Die Handballer vom Hö- henberg sind beim Cup trotzdem prominent vertreten. Für TSV-Jugendkoor­dinator Erik Wudtke ist der internatio­nale Vergleich nämlich aus mehreren Gründen interessan­t: „Das der Saison nachgelage­rte Turnier ist mit seinem beachtlich­en Niveau ein schöner Abschluss für unsere Mannschaft­en. Dazu kommt die soziale Komponente. Und dann siehst du hier vielleicht noch den ein oder anderen Spieler, den du bislang nicht auf dem Radar hattest.“Der Besuch diene jedoch nicht dazu, in fremden Revieren zu wildern, stellt er klar. „Das ist keine Abwerbe-Börse, grundsätzl­ich kennen wir schon ab der C-Jugend alle Spieler, die in den Topvereine­n Nordrhein-Westfalens spielen.“

Äußerst reizvoll findet der CoTrainer der Deutschen JuniorenNa­tionalmann­schaft vor allem die internatio­nalen Duelle: „Denn kein Land gibt seine Trainingsm­ethoden preis – die sind immer ein großes Geheimnis.“Einen Unterschie­d kann der ausgewiese­ne Fachmann jedoch sofort benennen: „Es wird überall härter gespielt als bei uns. Die Handballer aus Slowenien und Frankreich wundern sich oft, was in Deutschlan­d alles gepfiffen wird.“Eine Feststellu­ng, die er freilich nicht als Kritik an den Unparteiis­chen gewertet sehen will. Ganz im Gegenteil sogar: „Gerade im Jugendbere­ich finde ich die strengere Regelausle­gung sehr gut – sie hält das Spiel attraktiv und schützt die Akteure.“

Wie das ab heute in der Praxis aussieht, kann Annika Holzke am eigenen Leib testen. Die B-Jugendlich­e des Neusser HV trifft mir ihrer Truppe schon in der Vorrunde auf CJF Fleury Loiret aus Frankreich, später vielleicht auf Celje, Magdeburg oder Pisek. Sie erwartet einfach „eine richtig geile Stimmung.“

„Es wird überall härter gespielt als bei uns, wo die Regelausle­gung sehr viel strenger ist.“ TSV-Jugendkoor­dinator

 ?? NGZ-FOTOS (2): ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE ?? Im Schwitzkas­ten: Wer beim Quirinus-Cup ins Finale will, darf nicht zimperlich sein. Handballer aus knapp 200 Mannschaft­en sind heiß auf die Endrunde am Sonntag in Neuss.
NGZ-FOTOS (2): ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE Im Schwitzkas­ten: Wer beim Quirinus-Cup ins Finale will, darf nicht zimperlich sein. Handballer aus knapp 200 Mannschaft­en sind heiß auf die Endrunde am Sonntag in Neuss.

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