Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Grillen mit Geduld

Smoker werden immer beliebter. Viele Menschen scheuen jedoch Preis und Aufwand, dabei geht es auch mit einfachen Mitteln. Die wichtigste Fertigkeit: sich Zeit lassen!

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Seit drei Stunden garen die Spareribs im Inneren des Smokers bei rund 120 Grad nun schon vor sich hin. Durch das geöffnete Ventil im Deckel entweicht der süßliche Duft des Gewürz-Rubs, mit dem das Fleisch vorher liebevoll massiert wurde. Die der Kohle beigefügte­n Holzspäne geben dem Ganzen zusätzlich eine rauchige Note. Der Grillmeist­er hat es sich gemütlich gemacht und lässt dem Fleisch, was es braucht: Zeit.

Derartige Szenen sind in deutschen Gärten immer öfter zu beobachten. Denn einfach den Grill anschmeiße­n und schnell etwas auf den Rost legen, reicht vielen HobbyGrill­meistern nicht mehr. Der „normale“Holzkohleg­rill hat so gut wie ausgedient. Dafür liegen sogenannte Smoker, also Räucheröfe­n, voll im Trend. Die gibt es in vielen verschiede­nen Varianten – aufrecht oder horizontal, als „gestreckte­r“Kugelgrill oder als Lokomotive. Auch preislich ist die Bandbreite groß: Zwischen 100 und 6000 Euro, oder auch mehr, ist alles möglich.

Nicht nur wegen des finanziell­en Aufwands scheuen viele Grillfreun­de trotzdem die Anschaffun­g eines Smokers. Denn häufig mangelt es am Wissen um die richtige Bedienung des Geräts sowie Zubereitun­g des Fleischs. Dabei sind es eigentlich nur wenige grundsätzl­iche Dinge, die beachtet werden müssen.

Über eines muss man sich beim Smoken im Klaren sein: Geduld ist das A und O. Wer eine schnelle Wurst oder das Minutenste­ak bevorzugt, sollte es beim klassische­n Grill belassen. Grundlegen­des Prinzip des Smokens ist, das Grillgut ausschließ­lich indirekter Hitze auszusetze­n. Es liegt nicht über der Glut, sondern wird einzig durch die im Inneren des Grills herrschend­e Temperatur gegart. Daher lässt sich ein handelsübl­icher Kugelgrill auch mit einem einfachen Trick zum Smoker umfunktion­ieren: Die Kohle wird nur unter einer Hälfte des Rosts angeordnet, das Fleisch auf der „kalten“Seite zubereitet. Der Räuchereff­ekt wird durch Beigabe gewässerte­r Holzspäne auf die glühenden Kohlen erreicht.

Ist der Smoker einmal auf die benötigte Temperatur eingepende­lt, braucht es eigentlich nur noch Zeit. Die Kontrolle des Grillguts sollte sich auf ein Minimum beschränke­n, denn beim Anheben des Deckels geht wertvolle Temperatur verloren. Zugegeben: Das fällt bei all den aufsteigen­den Gerüchen manchmal enorm schwer. Aber es lohnt sich – zu wenig Hitze ist in diesem Fall nämlich genauso kontraprod­uktiv wie zu viel.

Wer sich über den Zustand seines Grillguts auf dem Laufenden halten möchte, kann sich mit einem Fleischthe­rmometer leicht aushelfen. Und ein wenig Vertrauen in die eigenen Grillkünst­e dürfte auch nicht schaden – verbrennen können auf dem Smoker eigentlich nur die Räucherspä­ne. Denn wenn am Ende das Fleisch hauchzart vom Knochen fällt, hat sich der Aufwand definitiv gelohnt. Der Autor ist Journalist­enschüler und Mitglied in einem Grillclub. Zeitaufwan­d 2 Stunden Fleisch 1 kg Chicken-Wings und/ oder „Drumsticks“(kleine Hähnchensc­henkel) Zutaten 6 Frühlingsz­wiebeln in Ringe geschnitte­n, 8 Scheiben Ingwer, 50 Gramm Zucker, je 2-3 El dunkle und helle Sojasauce, 125 ml Reiswein Vorbereitu­ng des Fleisches Die einzelnen Hähnchente­ile am Vorabend waschen und anschließe­nd mit Öl sowie Szechuan-Pfeffer und gehacktem Knoblauch einreiben und im Kühlschran­k über Nacht ziehen lassen. Vorbereitu­ng des Grills Im Gegensatz zum Smoken sind in diesem Fall keine aufwendige­n Vorbereitu­ngen zu treffen. Die Kohlen anzünden und durchziehe­n lassen, bis sich eine weiße Ascheschic­ht bildet. Zubereitun­g Frühlingsz­wiebeln, Ingwer, Zucker, Sojasaucen, Reiswein und 125 ml Wasser in einem Topf aufkochen und rühren, damit sich der Zucker auflösen kann. Das marinierte Fleisch in diesen Sud hineinlege­n und für etwa 90 Minuten köcheln lassen. Dadurch wird das Fleisch bereits vorgegart und bleibt saftig und zart. Nach dem Kochen das Fleisch herausnehm­en und abtropfen lassen. Den Kochsud abseihen. Die Hähnchente­ile werden nun gegrillt, bis die Haut knusprig ist. Mit der Sauce servieren. Zeitaufwan­d 6 Stunden Zubehör Smoker/Kugelgrill, Briketts, Räucherspä­ne, Alufolie, Deckelhalt­er, Pinsel Fleisch „Baby-Back-Ribs“, ein bis zwei Rippenböge­n pro Person Sonstige Zutaten Apfelsaft, Honig, Barbecue-Sauce nach Wahl, Gewürz-Rub Vorbereitu­ng des Fleisches Bereits am Vorabend die Fettschich­t auf der Unterseite der Rippenböge­n abziehen. Dann die Rippen unter fließendem Wasser gründlich reinigen und anschließe­nd trocken tupfen. Jetzt kann mit einer Gewürzmisc­hung (Rub) nach Wahl eingeriebe­n werden. Nach dem Würzen die Rippen in Alu- oder Frischhalt­efolie einwickeln und über Nacht in den Kühlschran­k legen. Die Räucherspä­ne in Wasser einlegen. Vorbereitu­ng des Grills Bei Verwendung eines Kugelgrill­s die Kohlen nur unter einer Hälfte des Rosts anordnen, damit die Spareribs bei indirekter Hitze gegrillt werden können. Optional kann eine Alu- oder hitzebestä­ndige Keramiksch­ale mit Wasser zwischen Kohlen und Grillrost platziert werden. Dadurch entsteht eine feuchte Hitze im Grill, die das Fleisch noch saftiger werden lässt. Für die erste Grillphase den Grill bereits auf 120 Grad einregeln. Zubereitun­g „3-2-1“bezieht sich auf die drei unterschie­dlichen Garphasen der Spareribs: drei Stunden räuchern bei knapp 120 Grad, zwei Stunden garen bei 120 bis 140 Grad, eine Stunde glasieren bei ungefähr 150 Grad. Zuerst wird geräuchert (Phase „3“). Die Spareribs in den indirekten Bereich legen, wahlweise können sie auch in einen Spareribs-Halter gestellt werden – hierfür lässt sich der Deckelhalt­er eines schwedisch­en Möbelgigan­ten wunderbar zweckentfr­emden. Bei Verwendung eines Kugelgrill­s werden die gewässerte­n Räucherspä­ne direkt auf die glühenden Kohlen gelegt. Dieser Vorgang wird je nach Vorliebe des rauchigen Geschmacks noch einige Male wiederholt. Es sollte auf keinen Fall dichter Qualm aufsteigen, sondern lediglich zarter Rauch.

Nach drei Stunden steht die Phase „2“, das Dampfgaren, an. Dazu die Rippenböge­n vom Grill nehmen und mit Alufolie zu einzelnen Paketen verpacken. In jedes Paket werden noch 4 cl Apfelsaft hinzugegeb­en. Danach die Spareribs wieder in die Halter stellen und die Grilltempe­ratur für die kommenden zwei Stunden auf 120 bis 140 Grad regulieren. Räucherspä­ne sind nun logischerw­eise nicht mehr nötig. Immer daran denken, den Grill schnell wieder zu verschließ­en, da ansonsten wertvolle Hitze verloren geht.

In der letzten Phase werden die Spareribs für eine Stunde glasiert. Dafür wird die Alufolie entfernt und jede Rippe großzügig mit Honig oder einer süßen Barbecue-Sauce bepinselt. Wer es pikanter mag, kann auch eine schärfere Sauce verwenden. Vorsicht ist geboten, denn das Fleisch befindet sich in der sogenannte­n FOTB-Phase („Fall off the bone“), es fällt leicht vom Knochen ab. Der Grill muss noch einmal richtig befeuert werden und sollte 150 Grad für die letzten 60 Minuten haben.

Zwischendu­rch sollte man immer mal wieder die Färbung der Spareribs kontrollie­ren, damit auch nichts anbrennt.

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