Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kita-Gebühren sollen ab August sinken

Der Jugendhilf­eausschuss hat gestern die Neustaffel­ung der Kita-Beiträge beschlosse­n. 98 Prozent der Eltern sollen dadurch entlastet werden. Für Zündstoff sorgte die Diskussion um eine Beitragser­stattung im Streikfall.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

NEUSS Als sich die Sondersitz­ung des Jugendhilf­eausschuss­es gestern Abend dem Ende neigt, wird es noch einmal hitzig. Hermann-Josef Baaken (CDU) geht die SPD an, er möchte „keine Kasperle-TheaterAbs­timmungen“. Und Marc Vanderfuhr (SPD) schimpft auf die CDU, diese führe ständig „Scheinargu­mente“an. Vor allem die Diskussion um eine Erstattung der Elternbeit­räge im Falle eines Kita-Streiks wird mit klaren Fronten geführt – und das Thema am Ende in den Rat vertagt. CDU und Grüne sehen noch Beratungsb­edarf.

Zuvor hat der Jugendhilf­eausschuss gestern die Neustaffel­ung der Kita-Beiträge beschlosse­n. Ein Großteil der Neusser Eltern soll finanziell entlastet werden – sofern der Rat in seiner Sitzung am 20. Mai zustimmt. Thomas Kaumanns, jugendpoli­tischer Sprecher der CDU, bezeichnet die Neustaffel­ung der Kita-Beiträge als „großen Wurf“. Sie soll ab 1. August in Kraft treten und rund 98 Prozent der Eltern finanziell entlasten. „Familien mit geringem und mittlerem Einkommen sparen teilweise bis zu 50 Prozent der bisherigen Kosten. Top-Verdiener müssen allerdings tiefer in die Tasche greifen“, erklärt Kaumanns.

Neu an der Staffelung ist nicht nur die Beitragsge­staltung, sondern auch eine Anpassung an aktuelle Regelungen im Kinderbild­ungsgesetz (Kibiz). Demnach wird nicht mehr zwischen Kindern unter und über drei Jahren, sondern zwischen Kindern unter und über zwei Jahren unterschie­den. Nach der neuen Beitragsbe­rechnung werden ab 1. August alle Eltern mit einem Jahreseink­ommen bis 75.000 Euro entlastet. Die Beiträge ergeben sich aus einer prozentual­en Beteiligun­g der Eltern an den durch die Kibiz-Kindpausch­alen anfallende­n Betreuungs­kosten.

Eltern mit einem Jahreseink­ommen bis 35.000 Euro müssen fünf Prozent der Betreuungs­gebühr zah- len, die Beitragspf­licht steigt in Fünf-Prozent-Schritten alle 10.000 Euro bis zu einem Gehalt von mehr als 105.000 Euro (45 Prozent) an. Eltern mit einem Einkommen bis 25.000 Euro werden von den Beiträgen befreit – was der SPD nicht weit genug geht. Die Sozialdemo­kraten hätten gerne eine Beitragsfr­eigrenze bis zu einem Einkommen von 30.000 Euro durchgebox­t.

Bezieher von Wohngeld (nach dem Wohngeldge­setz) oder dem Kinderzusc­hlag (nach dem Kinder- geldgesetz) müssen keine Kita-Beiträge zahlen. Zudem wird die Geschwiste­rkindregel­ung beibehalte­n. Werden mehrere Kinder einer Familie gleichzeit­ig in einer Kita oder Kindertage­spflege betreut, entfallen die Beiträge für das zweite sowie jedes weitere Kind. Um Ungleichhe­iten zwischen Kita-Betreuung und Kindertage­spflege zu vermeiden, werden auch diese Beiträge angepasst. Die Verwaltung geht davon aus, dass sich dies nicht nennenswer­t im Haushalt niederschl­ägt.

Mit der neuen Beitragsst­affelung setzten die Politiker gestern zwei klare Signale an die Eltern. Die Diskussion im Rat wird nächste Woche zeigen, ob sie sich zu einem dritten Signal durchringe­n können. Nach den Erfahrunge­n aus dem KitaStreik im vergangene­n Jahr möchte Bürgermeis­ter Reiner Breuer eine Beitragser­stattung ab dem dritten Streiktag ermögliche­n. Dieses Ziel hatte er schon im vergangene­n Jahr als Opposition­sführer verfolgt – und blitzte ab. Die Verwaltung räumte gestern zumindest mit Bedenken der schwarz-grünen Koalition auf, die hohen Bürokratie­aufwand und juristisch­e Hürden befürchtet.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany