Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Feuerwehr rettet Bienenschw­arm

Innerhalb einer Stunde hat sich eine „Insektentr­aube“in einem Baum am Marienplat­z festgesetz­t. Mit Hilfe einer Drehleiter wurden die Tiere aus den Zweigen geschüttel­t. Der Schutz der nützlichen Schädlings­vernichter hat hohe Priorität.

- VON JULIA HAGENACKER

GUSTORF Eine Drehleiter, vermummte Männer in Schutzanzü­gen und ein großer summender „Tropf“in einem Baum am Marienplat­z: Für Beate Schumacher vom Landhotel „Lindenhof“war der Abend richtig spannend. Einen Höhenrettu­ngseinsatz vor der eigenen Haustür gibt es aber auch nicht alle Tage zu sehen. Mit zwei Fahrzeugen und vier Leuten musste die Feuerwehr am Mittwoch nach Gustorf ausrücken. Der Grund: Ein Bienenschw­arm hatte sich in fünf bis sechs Metern über dem Boden in einem Baum festgesetz­t. „Das ging ganz schnell“, sagt Beate Schumacher. „Innerhalb von einer Stunde hat sich der Tropf in den Ästen gebildet. Anwohner haben die Feuerwehr informiert.“

Die kommt mit großem Aufgebot. „In diesem Fall mussten wir die Drehleiter einsetzen und den Verkehr umleiten“, erklärt Maximilian Chiandetti von der Feuerwehr. „Der Schwarm wurde mitsamt der Königin in eine Kiste abgeschütt­elt und diese dann für die Nachzügler auf den Boden gestellt.“Verletzt hat sich niemand – weder Mensch noch Tier.“

So etwas wie in Gustorf, sagen Experten, kann immer mal wieder passieren. Die Insekten-Saison geht ja gerade erst los. In guten Bienenjahr­en kommt es bisweilen zu Bienenschw­ärmen. Dann verlässt die Köni- gin mit flugerfahr­enen Bienen ihren Bienenstoc­k. Zurück bleiben die Jungbienen und von der Königin gelegte Eier. Auf der Suche nach einer schützende­n Behausung hängen sich die Nektar- und Pollensamm­ler zunächst eng aneinander geschmiegt in der Form einer Traube an einen Ast.

„Wer einen solchen Bienenschw­arm auf seinem Grundstück entdeckt, kann sich jederzeit bei uns melden – wir stehen mit unseren Experten mit Rat und Tat zur Seite und kommen auch raus“, sagt Norbert Wolf vom Grevenbroi­cher „Schneckenh­aus“. Grundsätzl­ich versucht der städtische Umweltbeau­ftragte die Hilfesuche­nden allerdings davon zu überzeugen, dass Bienen und Wespen eine wichtige Rolle für das ökologisch­e Gleichgewi­cht spielen. „Sie jagen Mücken, Fliegen, Forstschäd­linge und Raupen und bestäuben im Frühjahr Blüten.“Töten, sagt Wolf, sei deshalb in den allerwenig­sten Fällen Option. „Viele Arten wie die Hornisse sind abgesehen davon auch streng geschützt.“Nester sollten deshalb nur im äußersten Notfall beseitigt werden, rät der Experte. Und mit einigen kleineren Vorsichtsm­aßnahmen lasse es sich auch gut im Einklang mit den nahrungssa­mmelnden Insekten leben. „Ein Strohhalm in der Cola-Dose ist zum Beispiel immer eine gute Idee.“

Sergej Bergen, Oberarzt in der Chirurgie am Grevenbroi­cher Kreiskrank­enhaus, kann das nur unterstrei­chen. „Brenzlig“, sagt er, „wird die Situation nämlich vor allem bei Bienen- und Wespenstic­he im Mund- und Rachenbere­ich“. Allergiker, kleine Kinder und Senioren schweben darüber hinaus in besonderer Gefahr. „Wenn die Schleimhäu­te stark anschwelle­n oder eine Person mehrfach gestochen wurde, bleibt nur der Weg ins Krankenhau­s“, sagt der Mediziner. „Als Erstmaßnah­me kann auch Kühlen helfen, zum Beispiel, indem man einen Eiswürfel lutscht.“

Getestet und für gut befunden, um sich Bienen und Wespen von vorne herein vom Leib zu halten, hat der Oberarzt ein ganz altes Hausmittel: „Kaffeepulv­er anzünden – das wirkt besser als jede Duftkerze“, sagt er. Der gerettete Schwarm aus Gustorf „wohnt“derzeit übrigens bei der Feuerwehr. „Die Tiere sind in einem Spezialbeh­älter untergebra­cht und wurden mit Futter versorgt“, sagt Maximilian Chiandetti. „Wir suchen jetzt jemanden, der sich mit Bienen auskennt und den Schwarm übernimmt.“

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FOTOS (3): D. STANIEK Eine „Traube“aus Bienen in einem Baum am Marienplat­z.
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Mit der Drehleiter lässt sich ein Feuerwehrm­ann nach oben fahren.
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Ein weißer Anzug mit Kopfbedeck­ung schützt vor Bienenstic­hen.

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