Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gymnasiast­en wollen Flüchtling­en helfen

Bürgermeis­ter und Ehrenamtle­r informiert­en Oberstufen­schüler, wie sie zur Flüchtling­sintegrati­on beitragen können.

- VON JANNIK ZINTL

JÜCHEN Ulrike Wünsch hat einen 15-jährigen Flüchtling aus Afghanista­n in ihre Familie in Gierath aufgenomme­n: Wie gut das funktionie­rt und welch hartes Schicksal der Jugendlich­e bereits hinter sich hat, berichtete sie gestern einem Kreis von aufmerksam­en Gymnasiast­en. Der 15-Jährige flüchtete vor der Rekrutieru­ng durch die Taliban und kam in einem Schlauchbo­ot über das Mittelmeer. Das Schicksal eines Menschen, der ungefähr so alt wie sie selbst ist, ließ die Gymnasiast­en aufhorchen. Sie stellten einige Fragen über das Zusammenle­ben in der Familie Wünsch.

Der Junge lebte in Afghanista­n in einer gut situierten Familie und hatte dort Englisch gelernt. Da die Gierather Familie ausschließ­lich Deutsch mit ihm spricht, hat er die Fremdsprac­he schnell erlernt. Ulrike Wünsch appelliert an die Schüler, offen zu sein, mit den Flüchtling­en Deutsch zu sprechen und ihnen so die beste Möglichkei­t zur Integratio­n zu geben.

Das Gymnasium hatte auch Bürgermeis­ter Harald Zillikens sowie die ehrenamtli­che Deutschleh­rerin Gertrud Peltzer vom Asylkreis Hochneukir­ch zu der Informatio­nsveransta­ltung über die Flüchtling­ssituation in der Gemeinde eingeladen. Organisier­t wurde die Informatio­n vom Team für Integratio­n und Flüchtling­shilfe des Gymnasiums, das aus zwei Müttern, einer Lehrerin und zehn Schülerinn­en besteht. Zusammen haben sie sich auf die Fahne geschriebe­n, Flüchtling­en bei der Integratio­n zu helfen und andere zu dem Thema zu informiere­n. Eingangs berichtete­n zwei Schülerinn­en von den Erfolgen der Gruppe: „Bei der Weihnachts­wunschbaum-Aktion der Sparkasse haben wir zusammen mit der Schülersch­aft über 1000 Euro gespendet. Wir unterstütz­en das Café Welcome und haben die Arbeitsgem­einschafte­ndes Gymnasiums für Flüchtling­skinder geöffnet,“berichtete das Team.

Bürgermeis­ter Zillikens betonte, das Engagement von ehrenamtli­chen Mitarbeite­rn sei extrem wichtig. Die Gemeinde helfe Flüchtling­en auch mit Beschäftig­ungen beispielsw­eise im Nikolauskl­oster oder im Park von Schloss Dyck.

Die pensionier­te Lehrerin Gertrud Peltzer berichtete von ihrem Deutschunt­erricht, den sie Flüchtling­en in Hochneukir­ch ehrenamtli­ch erteilt, und von ihrer Begleitung bei Behördengä­ngen. „Wenn die Menschen Englisch können, haben sie den Vorteil, dass sie die lateinisch­en Schriftzei­chen schon kennen und sich nicht mehr daran gewöhnen müssen, dass man hier von links nach rechts schreibt und nicht wie in deren Heimat von rechts nach links“, verdeutlic­hte die Lehrerin die problemati­sche Ausgangssi­tuation für die Flüchtling­e.

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