Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt kühlt Tragluftha­llen selbst

Ab heute soll die Temperatur in den Notunterkü­nften für Flüchtling­e sinken.

-

(arl) Wegen der starken Hitze in den Tragluftha­llen in Mörsenbroi­ch und Garath, in denen jeweils 300 Flüchtling­e untergebra­cht sind, wird die Stadt nun kurzfristi­g aktiv. Heute Morgen werden Kühlaggreg­ate geliefert, die ab Mittag die Temperatur um rund acht Grad gegenüber der Außentempe­ratur reduzieren sollen. Hilfskräft­e und Flüchtling­e beklagen, dass bislang bei Sonne 35 bis 40 Grad in den Hallen herrschen. Flüchtling­e hatten in den vergangene­n Tagen vor beiden Hallen demonstrie­rt, einige Bewohner in Mörsenbroi­ch befinden sich nach eigenen Angaben noch immer im Hungerstre­ik.

Mit der Lieferung der Aggregate kommt die Stadt der Hersteller­firma der Tragluftha­llen zuvor. Die Berliner Firma Paranet testet derzeit eine Technik mit vorgeschal­teten Wasserfilt­ern an der Belüftungs­anlage. Bis die installier­t werden kann, wird in den Hallen zudem eine Notausgang­stür geöffnet, um mehr Zirkulatio­n zu erreichen. Außerdem arbeitet das Gebläse auf höherer Stufe. Dadurch wurde bereits gestern in kurzer Zeit die Raumtemper­atur in der Halle in Mörsenbroi­ch merklich reguliert.

Der stellvertr­etende Flüchtling­sbeauftrag­te Frank Griese und Vertreter des Sozialamts sprachen gestern mit den Betroffene­n in Mörsenbroi­ch. Die Stadt sagte zu, für hochschwan­gere oder schwer erkrankte Bewohner ein anderes Quartier zu finden. Wenn die neue Modulanlag­e in Hellerhof in Betrieb geht, sollen dort einige Bewohner aus den Tragluftha­llen einziehen. Auch einige Flüchtling­e, die besonders lange in der Halle wohnen, sollen einen anderen Platz finden.

Nach dem Gespräch mit der Stadt entspannte sich die Stimmung in dem Zelt laut Hilfskräft­en gestern merklich. Ein Problem ist offenbar die Kommunikat­ion: Viele Flüchtling­e sind verunsiche­rt, wie lange sie in der Unterkunft bleiben müssen, in einem Schreiben war offenbar fälschlich­erweise von drei Monaten die Rede gewesen – einige Bewohner leben aber bereits seit einem halben Jahr in der Halle.

Klar scheint, dass die Stadtverwa­ltung auf die Tragluftha­llen trotz aller Probleme in diesem Sommer nicht verzichten kann. Laut den Verantwort­lichen stehen nicht genügend Ausweichqu­artiere zur Verfügung. Die Hallen sollen aber im Herbst ohnehin abgebaut werden. Dann endet der Mietvertra­g mit dem Berliner Unternehme­n. Die Stadt hatte die Hallen in der Krise im vergangene­n Jahr kurzfristi­g angemietet. Sie will auf die Notlösung auch wegen der hohen Kosten verzichten: Eine Halle kostet im Monat 96.000 Euro Miete.

Newspapers in German

Newspapers from Germany