Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Allrather feiern Jubiläum und wollen die Kirche im Dorf lassen
ALLRATH Zur 900-Jahr-Feier von St. Matthäus wird der Allrather Kirchturm am Samstag in einer Woche aufwendig illuminiert. Er wird mit blauem Licht angestrahlt und dann in etwa so aussehen, wie er auf den Fahnen abgebildet ist, die eigens für das Jubiläum angefertigt wurden. Damit wird nicht nur ein weithin sichtbares Zeichen für das beginnende Festjahr gesetzt – der blau leuchtende Turm ist auch ein Symbol für das Begehren vieler Allrather. Die wollen nämlich ihre Kirche buchstäblich im Dorf lassen.
Nach den Plänen des Erzbistums Köln soll das Gotteshaus abgerissen werden. „Doch dagegen wehren wir uns vehement“, sagt Robert Strucker vom Vorstand des Fördervereins von St. Matthäus: „Wir werden alles für den Erhalt unserer Kirche unternehmen.“Die Allrather wenden sich gegen den Abriss, könnten sich aber mit einem Kompromiss anfreunden. Der würde so aussehen: Kirchliche Einrichtungen, die sich heute in anderen Gebäuden befinden, sollen aufgegeben und in St. Matthäus untergebracht werden. „Der große Kirchenraum könnte dann in mehrere Räume aufgeteilt werden“, schildert Robert Strucker. Mit diesem Vorschlag hätten sich die Allrather bereits an das Erzbistum Köln gewandt. „Allerdings haben wir bisher noch keine Antwort erhalten“, bedauert er. Dass die Allrather Kirche mehr als nur das prächtige Marmorportal und den aufwendigen Altar zu bieten hat, das will der Förderverein gleich zum Auftakt des Jubiläumsjahres am 4. Februar unter Beweis stellen. Ab 18.30 Uhr wird der ehemalige Kreisarchivar Karl Emsbach auf die wechselvolle Geschichte des Gotteshauses zurückblicken, das 1117 – also vor 900 Jahren – vom Kölner Erzbischof Friedrich von Schwarzenburg eingeweiht wurde und somit „schon immer“zum Dorf gehörte. Dokumente aus vielen Jahrhunderten Allrather Kirchengeschichte werden tags darauf in einer Ausstellung zu sehen sein.
„Wir haben viele schöne und seltene Dinge zusammengetragen“, sagt Strucker: „Dazu gehören alte Kelche, Monstranzen und Messgewänder, aber auch etliche Bilder und Schriftstücke aus vergangenen Zeiten.“Herausragende Exponate sind Kirchenschätze wie ein Ziborium (Speisekelch) mit der Inschrift „Sebastiani in Aldenrath 1685“oder ein Reliquiar aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, das Reliquien des heiligen Matthäus und des heili- gen Sebastian beinhaltet. „Absolut sehenswert“, urteilt Robert Strucker. Gleich zu Beginn des Jubiläumsjahres wird der Förderverein eine Festschrift vorstellen, in der nicht nur die Geschichte der Kirche, sondern auch des Dorfes am Fuße der Vollrather Höhe reflektiert wird. „Wir haben das Heft mit vielen alten Fotos garniert, die zum großen Teil noch nie veröffentlicht wurde“, berichtet das Vorstandsmitglied; „Das wird sicherlich viele Allrather interessieren.“Die schönsten Fotografien werden in einer Bildershow am 4. Februar präsentiert. Damit das alles in Ruhe genossen werden kann, bleibt die Kirche an diesem Tag bis 22 Uhr geöffnet. Zu den Höhepunkten des Jubiläumsjahres zählt ein Festgottesdienst, der am Sonntag, 11. Juni um 10 Uhr in St. Matthäus zelebriert wird. Zur Feier des Tages wird der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki zu dieser Messe erwartet. Für die Allrather ist das sicherlich auch eine gute Gelegenheit, ihr Begehren an höchster Stelle zu artikulieren.