Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
TVK spielt wie ein Abstiegskandidat
Handball-Drittligist Longericher SC muss in der Waldsporthalle nicht einmal ansatzweise sein Können abrufen, um den TV Korschenbroich mit 31:22 in Schach zu halten. Trainer Rogawska bemängelt „viel zu viele Fehler“bei den Hausherren.
KORSCHENBROICH Beim TV Korschenbroich läuft derzeit nichts zusammen – noch nicht einmal am Zeitnehmertisch. Das dort residierende Kampfgericht war am Freitagabend nicht in der Lage, ein korrektes Endergebnis auf Anzeigetafel und Spielbericht auszuweisen. Offiziell hat der TVK die Drittliga-Partie gegen den Longericher SC mit 23:31 (Halbzeit 9:13) verloren, tatsächlich hieß es nach 60 Minuten 22:31 – wie es Justin Müller (dem tatsächlich letzten Torschützen der Partie) und Max Zimmermann gelungen sein soll, in der Schlusssekunde gleichzeitig zwei Treffer zu erzielen (wie im offiziellen Spielbericht nachzulesen), wird das Geheimnis von Zeitnehmer und Sekretär bleiben.
Vielleicht wollten sich die Offiziellen damit nur dem Niveau auf dem Parkett der Waldsporthalle anpassen. „Wir haben viel zu viele Fehler gemacht“, bemängelte TVK-Trainer Ronny Rogawska nach einer kaum Drittliga-tauglichen Vorstellung seiner Schützlinge. Manager Kai Faltin flüchtete sich in Sarkasmus: „Sehen wir es mal positiv: Es hat sich nicht noch einer verletzt.“
Doch die Hoffnung, alles könnte sich mit der Rückkehr des an der Schulter verletzten Henrik Schiffmann zum Guten wenden – der erstmals nach seiner Kreuzband-OP ohne Krücken gehfähige Markus Neukirchen und Michel Mantsch fallen ohnehin bis Saisonende aus – könnte sich allzu leicht als trügerisch erweisen.
Denn erstens ist durch die Punktgewinne der Konkurrenz der erste Abstiegsplatz nur noch drei Zähler entfernt. Und zweitens erwecken die Korschenbroicher derzeit den Eindruck, als seien sie nicht nur gegen die Spitzenteams, die ihnen ein undankbarer Spielplan in Serie beschert, überfordert. In der Verfassung von Freitagabend dürfte es dem TVK schwer fallen, überhaupt einen der Konkurrenten aus der Dritten Liga West zu schlagen – vom ähnlich schwachen Schlusslicht SG Ratingen mal abgesehen. Dass die beiden mit ihren 19 Jahren jüngsten im Kader – Torhüter Felix Krüger und der vor dem Rückrundenstart vom ART Düsseldorf gekommene Steffen Brinkhues – die einzigen waren, die wenigstens ansatzweise ihr Leistungsvermögen abriefen, dass Brinkhues in seinem erst dritten Spiel im TVK-Dress als einziger im Rückraum Verantwortung übernahm und das tat, wofür Handballer da sind – nämlich aufs gegnerische Tor zu werfen – stimmt bedenklich.
Und selbst Rogawska gab zu: „Gegen die Manndeckung für Justin Müller haben wir zu wenig gemacht.“Sie erwies sich für die ohne ihren erkrankten Trainer Christian Stark gleichfalls wenig überzeugenden Longericher als simpler Schlüssel zum Erfolg. Nach 16 Minuten beim Stande von 6:6 nahm Linksaußen Jimmy Hoffmann den Korschenbroicher Spielmacher an die kurze Leine. Und weil Müller selbst sich zu wenig bewegte und seine Nebenleute nicht in der Lage waren, ihn freizusperren, zogen die Gäste binnen acht Minuten vorentscheidend auf 10:6 davon.
In der Folgezeit brauchten die Kölner nicht einmal ansatzweise ihr Können abzurufen – vor allem ihr Torschützenkönig und Regisseur Benjamin Richter blieb blass – um Partie und Gegner eindeutig zu beherrschen. Die Hausherren wirkten streckenweise so hilflos, dass die sangesfreudigen Fans aus der Domstadt flugs einen neuen Refrain kreierten, der den TVK bis ins Mark traf: „Ohne Tore habt ihr keine Chance......“
Die dürften die Korschenbroicher auch in den nächsten beiden Spielen in Leichlingen und Baunatal nicht besitzen. Wenn danach (17. Februar) die HSG Krefeld in die Waldsporthalle kommt, die sich schon im Herbst die künftigen Dienste von Max Zimmermann, Michel Mantsch und Henrik Schiffmann sicherte, könnte der TVK schon auf einem Abstiegsplatz stehen. Das eine Tor, das ihm die Offiziellen gegen den Longericher SC schenkten, wird den Sturz nicht aufhalten können – um so mehr, als in der 3. Handball-Liga der direkte Vergleich zählt.