Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Falsches Privileg

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Zu „Ministerin will Öko-Test für Diesel“(RP vom 7. Januar): Die mediale Anti-Diesel-Welle erinnert an Shitstorms in sozialen Medien. Ständig wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben, von „Experten“, Ministerie­n, Instituten, Parteiinte­ressen, Kommentato­ren. Was in hochemotio­nal aufgeheizt­er Stimmung auf der Strecke bleibt, sind die unliebsame­n Teile der vollen Wahrheit. So ist das „Dieselpriv­ileg“(geringere Mineralöls­teuer) durch den Fiskus entstanden, damit der Transitver­kehr auch in Deutschlan­d tanken möge anstatt im billigeren Ausland. Zudem wird tunlichst der Ausgleich durch die sehr viel höhere Hubraumste­uer unterschla­gen, auch „Dieselstra­fsteuer“genannt. Während sonst jede eingespart­e Tonne CO2 dicke Schlagzeil­en macht, spielt dies beim Diesel seltsamerw­eise keine Rolle. Bei meinem Pkw beträgt die Einsparung rund ein Drittel gegenüber einem Benzinmoto­r. Ursache ist die effiziente­re Arbeitswei­se. Dem höheren Kaufpreis steht die Langlebigk­eit des Diesel entgegen. Jetzt also die Nachricht, dass die Prüfstands­werte niedriger sind als in der Realität. Das weiß seit Jahrzehnte­n fast jeder Autofahrer. Fakt ist, dass nur auf dem Prüfstand gewonnene Werte vergleichb­ar sind. Was und wie gemessen wird, bestimmt die Politik. Jedem kann es recht sein, dass Maschinen so sauber wie technisch möglich arbeiten, aber bitte ohne Polemik und mit Augenmaß. Wolfgang Kuhn 47608 Geldern

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