Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der Meister des Differenzi­erens

- VON MICHAEL BRÖCKER

Frank-Walter Steinmeier erinnert mit seinem weißen Haarschopf ein bisschen an Gandalf aus „Herr der Ringe“. Wie der weise, geduldige Zauberer ist auch der Sozialdemo­krat Steinmeier eine Integratio­nsfigur. Nur nicht in Mittelerde, sondern in der Berliner Republik. Ein guter Populist. Auf Steinmeier können sich alle einigen.

Man darf sich auf einen Mann im Schloss Bellevue freuen, der nicht nur mit Statur und Würde Deutschlan­d in der Welt repräsenti­eren wird – nichts anderes hat er als Außenminis­ter getan. Steinmeier bietet zudem mit seiner Leidenscha­ft für Dialog und Differenzi­erung ein Gegenmitte­l zu Polarisier­ung und Polemik in der öffentlich­en Debatte. Und er wird als internatio­nal erfahrener Politiker auch im neuen Amt Deutschlan­ds neue Verantwort­ung in der Welt definieren können. Er wird ein internatio­naler Bundespräs­ident.

Steinmeier ist kein begnadeter Redner, er wirkt dröge, manch einer sagt langweilig. Aber er verfügt über etwas, was in Zeiten von alternativ­en Fakten noch wichtiger ist als Glamour: Glaubwürdi­gkeit. Man wird diesem Präsidente­n zuhören, auch wenn man nicht an seinen Lippen kleben wird wie bei Joachim Gauck. Ein Erklärer der Grauzonen. Das ist nicht sexy, aber es ist das, was jetzt gebraucht wird. BERICHT „ICH WERDE AUSSENPOLI­TIKER BLEIBEN“, SEITE A6

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