Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mit dem Schwert zurück in die Vergangenh­eit

Kampfsport- und Mittelalte­rfans können beim Schwertfec­htkursus der Turngemein­de Neuss den Umgang mit der Waffe lernen.

- VON ELENA ERBRICH

NEUSS Auf dem Boden der Sporthalle des Gymnasiums Marienberg liegen überall Mittelalte­r-Kampfutens­ilien verteilt: Schwerter – aus HolzKunsts­toff-Gemisch und aus Stahl, Handschuhe mit und ohne Kettengefl­echt, Stahlhelme, kleine und große Schilde zum Schutz. Die brauchen die Schwertfec­hter der Turngemein­de Neuss auch. Denn bei ihrem Training geht es ganz schön zur Sache.

Zweimal wöchentlic­h trainiert die Gruppe, die aus sechs Teilnehmer­n, vor vielen Verletzung­en bewahrt, war aber nicht immer so sicher wie jetzt. Die Augenlöche­r seines fast sechs Kilo schweren Helms waren mal offen. Jetzt schützen Stahlstang­en vor dem Eindringen einer Waffe. „Ein Holzstock ist da beim Kampf mal durchgesto­chen. Dann war mein Jochbein gebrochen“, sagt der 28-Jährige. Ungeschütz­t darf keiner beim Training kämpfen. „Anfänger müssen ganz langsam mit dem Kämpfen anfangen“, sagt Trainer Hendrick Schaefers. „Jede Bewegung muss ganz oft eingeübt werden, damit sie dann im Kampf von ganz alleine kommt.“Ganz wichtig sei ein fester Halt mit beiden Beinen auf dem Boden. „Wer nicht fest auf der Erde steht, kann nicht treffen.“Schwertkam­pf darf erst ab 16 Jahren betrieben werden und dann auch nur mit der Erlaubnis der Eltern. „Beim ersten Training müssen die Eltern dabei sein, damit wir auch wirklich wissen, dass sie damit einverstan­den sind“, sagt Mary Schae- fers. So war es auch bei Marcel Brune und seiner Mutter Angelika. Sie kamen zusammen zum Training und blieben dann beide. „Wir waren viel auf Mittelalte­rmärkten unterwegs und Marcel hat sich dann für das Schwertfec­hten interessie­rt“, sagt Angelika Brune. „Als ich dann hier war, juckte es mir gleich in den Fingern.“Im Gegensatz zu Florian Weißenberg, der sein Stahlschwe­rt benutzt, darf Marcel mit seinen 17 Jahren nur das etwa eineinhalb Kilo schwere Trainingss­chwert, das aus dem gleichen Material wie ein Schlagstoc­k besteht, verwenden.

Trainer Schaefers hat bis jetzt noch keine ernsthafte Verletzung davongetra­gen. „Ein paar blaue Flecken, aber das ist normal“, sagt der 55-Jährige. Seit drei Jahren trainiert er die Schwertfec­hter bei der TG Neuss. Über sein Hobby Mittelalte­r kam er vor 15 Jahren zum Schwertkam­pf. In Schriften aus dem 13. Jahrhunder­t informiert er sich darüber, wie diese Kampfkunst betrieben wird. Er hat Kopien dabei, auf denen kleinen Bilder zu sehen sind. Ein Mönch bringt darauf seinem Schüler verschiede­ne Schwertgri­ffe bei. Das Gleiche macht Schaefers mit den Teilnehmer­n. Zu Beginn eines Trainings steht aber immer erst das Aufwärmen auf dem Plan: Da wird dann mit dem Schwert und einem Ball eine Art Schwertten­nis gespielt. „Das Ballspiel macht vertraut mit der Klinge“, erklärt Schaefers. Nach dem Aufwärmen geht es dann ans Zweiertrai­ning. Das Angreifen und die Abwehr werden geübt. An einem Pfosten können zudem harte Schwerthie­be ausprobier­t werden. Das macht auch Trainer Hendrick Schaefers gerne. Dann wird es ganz schön laut in der Sporthalle, wenn der Stahl auf den Pfosten trifft. Info Die Schwertfec­htgruppe trifft sich dienstags und freitags von 19 bis 21 Uhr in der Sporthalle des Gymnasiums Marienberg. Weitere Infos bei Hendrick Schaefers: Telefon 02181 2838101.

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NGZ-FOTOS: ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE Drei Tage saß Florian Weißenberg insgesamt an seinem Helm, bis dieser fertig war. Das Kettengefl­echt nennt sich „Brünne“.
 ??  ?? Kein Familienzw­ist: Mutter Angelika kämpft gegen ihren 17-jährigen Sohn Marcel (l.). Trainer Hendrick Schaefers gibt Tipps.
Kein Familienzw­ist: Mutter Angelika kämpft gegen ihren 17-jährigen Sohn Marcel (l.). Trainer Hendrick Schaefers gibt Tipps.
 ??  ?? Markus Petruschke (r.) ist ganz neu beim Schwertfec­hten dabei. Den Helm hat er sich extra für das Training gekauft.
Markus Petruschke (r.) ist ganz neu beim Schwertfec­hten dabei. Den Helm hat er sich extra für das Training gekauft.

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