Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Lindlar-Mord: Angeklagter pocht auf Notwehr
HACKENBROICH (schum) Es sah am Landgericht Köln lange so aus, als würde im Mordfall Lindlar der Angeklagte, ein 48 Jahre alter Mann aus Hackenbroich, kurz vor der Verurteilung wegen Modes stehen und mit einer womöglich lebenslangen Haftstrafe bestraft werden. Doch nun beruft der Hackenbroicher sich auf Notwehr und seine Anwälte plädieren auf Freispruch. Das Urteil, das für Donnerstag erwartet worden war, soll nun erst am kommenden Mittwoch verkündet werden.
Laut Staatsanwaltschaft soll er am 10. Januar 2016 einen 30 Jahre alten Kölner erstochen und die Leiche mit Hilfe eines Kumpels in einem Wald bei Lindlar versteckt haben. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft war der Hackenbroicher am späten Abend mit dem späteren Opfer in seinem Toyota in der Nähe von Bonn unterwegs. Unter dem Vorwand, den 30-Jährigen ans Steuer lassen zu wollen, soll er den Wagen angehalten haben. Laut Anklage stiegen beide aus und gingen um das Auto herum. Am Kofferraum soll der 48-Jährige dann mehrere Male mit einem Messer zugestochen haben. Die Geschichte erzählt der Angeklagte jetzt völlig anders: Er habe dem Opfer aus Notwehr zwei Mal in die Brust gestochen. „So einen Kampf gewinnt man oder verliert man“, sagte der Angeklagte, der Kampfsportler ist. „Das bedeutet, dass sie sich Auge in Auge gegenübergestanden haben“, sagte sein Anwalt. Damit scheide heimtückischer Mord aus. Die Staatsanwaltschaft muss die neuen Aussagen nun widerlegen. Möglich erscheint nun eine begrenzte Freiheitsstrafe.