Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Rennbahnen kämpfen um ihre Existenz
Nicht nur in Neuss droht das Aus für den Galopprennsport, sondern auch in Bremen und Frankfurt. In beiden Städten wird allerdings wesentlich engagierter um den Fortbestand der Rennbahnen gekämpft als in der Quirinusstadt.
NEUSS Das drohende Ende der Galopprennbahnen in Bremen, Frankfurt am Main und Neuss ist in der deutschen Galoppsport-Szene das derzeit beherrschende Thema. Auf allerdings sehr unterschiedliche Weise.
In Bremen kämpfen die Anwohner, etliche Bürgervereine und der Bremer Rennverein um den Fortbestand der Anlage, die erst vor wenigen Jahren mit großem Aufwand und viel Steuergeldern auf einen erstklassigen Zustand gebracht wurde. Die Stadt plant dort Wohnungsbau, ähnlich wie bereits in Gelsenkirchen-Horst geschehen, wo schon 2002 das Ende kam. In Bremen steht den Bauplänen zudem eine Golfanlage im Innenraum im Wege. Auch die CDU-FDP-Opposition im Senat bekämpft die Pläne der SPD-Grüne-Regierungskoalition.
In Frankfurt am Main hat 2015 der bislang letzte Renntag stattgefunden. Auf dem traditionsreichen Areal in Niederrad soll die Akademie des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gebaut werden. Die Stadt Frankfurt hat das Gelände dem DFB zu extrem günstigen Bedingungen vermietet. Der Begriff „sittenwidrig“taucht oft auf. Für den RennKlub kämpft Carl Philipp Graf zu Solms-Wildenfels an vorderster Front um die Bahn. Furchtlos hat er sich durch zahllose Gerichtsinstanzen gekämpft. Jetzt hat das Oberlandesgericht einen Räumungsbeschluss der Vorinstanz aufgehoben und stolz erschien Graf Solms (dessen Mutter Alexa in Neuss erfolgreich Rennen ritt) samt Anwalt mit den 75.000 Euro in bar verlangter Sicherheitsleitung vor dem Gerichts- gebäude. Am 7. April werden weitere Entscheidungen fallen.
Und in Neuss? Von politischer Opposition ist nichts bekannt. Seitens des Dachverbandes in Köln ist zumindest öffentlich keine Gegenwehr erkennbar. Der unmittelbar vom Ende der Bahn betroffene Trainer-und Jockeyverband hat nicht protestiert, die Neusser Trainer sehen ihrem Schicksal offenbar gelassen entgegen. Von der Initiative um den Rennvereins-Vize Peter Ritters hat man nichts mehr gehört. Geblie- ben sind Schreiben etlicher besorgter Persönlichkeiten des Galopprennsports wie dem langjährigen Chefmanager Hans-Heinrich von Loeper. Doch ihre Briefe an Bürgermeister Reiner Breuer und viele Neusser Politiker aller Parteien wurden nicht einmal beantwortet oder kamen sogar zurück, weil die Post sie nicht zustellen konnte.
Der in Köln beim Dachverband als Chefmanager tätige Vereinspräsident Jan-Antony Vogel äußerte sich immerhin auf Anfrage des In- formationsdienstes Galopp Intern nach dem NGZ-Interview mit Bürgermeister Reiner Breuer: „Im Grunde lassen die Äußerungen des Bürgermeisters nur den Rückschluss zu, dass keine Bereitschaft besteht, sich über einen Fortbestand von Galopprennen in Neuss Gedanken zu machen. Der Rennverein hat durch die Verträge mit Neuss Marketing nach Wegfall der Landeszuschüsse aus den Mittel Spiel 77 in Höhe von 100.000 Euro pro Jahr keinerlei Handlungsspiel- raum mehr. Bei Abschluss der Verträge war dies allen Beteiligten bekannt. Heute wird der Eindruck in der Öffentlichkeit erweckt, das Angebot des Rennvereins stelle de facto eine Kündigung des Vertrages dar. Das ist nicht zutreffend. Der Rennverein erwartet nur faire Rahmenbedingungen. Der Rennverein hat zu keinem Zeitpunkt den Anspruch erhoben, dass das Gelände ausschließlich für den Galopprennsport vorgehalten wird. Wir haben immer eine multifunktionale Nutzung der Gesamtanlage unterstützt.
Offenbar wird das alles ausgeblendet. Die Durchführung von Rennveranstaltungen ist mit einem großen finanziellen Engagement verbunden. Der Verein muss hier mit Partnern zusammenarbeiten, die gewährleisten, dass Einnahmen erzielt werden, die die Durchführung der Veranstaltungen ermöglichen. Wir werden weiter für Galopprennen in Neuss kämpfen und wiederholen unsere Bereitschaft, konstruktiv an Zukunftslösungen mitzuwirken.“