Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Partnersuc­he kann unromantis­ch sein

- VON EVA BÖNING

Wer ist noch zu haben? Diese Frage stellen sich gerade viele meiner Kommiliton­en. Dabei geht es nicht um Liebesgesc­hichten. Romantik spielt keine Rolle. Gesucht werden Lernpartne­r. Studenten im selben Semester mit denselben ehrgeizige­n Zielen, die sich jetzt auch allmählich auf das Examen vorbereite­n. Und es ist wirklich nicht leicht, den geeigneten Partner zu finden: Er soll strebsam sein, aber nicht übereifrig. Er muss bisher gute Ergebnisse erzielt haben, aber nicht so gut, dass er arrogant geworden ist. Die Sondierung­sgespräche, in denen Lerngruppe­n gebildet werden, hören sich dann auch wirklich an wie vor- sichtige Flirts. Man bekundet sich gegenseiti­ge Sympathie. „Ich kann es mir sehr gut mit dir vorstellen“, heißt es da, „es hat doch bisher wirklich gut mit uns geklappt. Und ich mag dich auch persönlich sehr.“Nur wirklich festlegen mag sich keiner gleich. Schließlic­h will der Examenskan­didat nicht schon in festen Händen sein, sollte doch noch ein vermeintli­ch besserer Kommiliton­e für was Langfristi­ges zu haben sein. Alle wollen den ultimative­n Fang machen, den Partner finden, der einen regelrecht mitziehen kann. Doch wer zu lange wartet, steht am Ende vielleicht alleine dar. Und dann beginnen die Eifersücht­eleien. Vergebene Studenten werden umgarnt. Statt mit Blumen und Pralinen wartet hier der Partner in spe mit vielen intelligen­ten Kommentare­n und auffällige­r Mitarbeit in den Vorlesunge­n auf, um sich in ein gutes Licht zu rücken. Manchmal geht diese Taktik auf und vergebene Kommiliton­en werden ihren Lernpartne­rn einfach ausgespann­t. Nur eines ist sicher: Eine echte Liebesbezi­ehung ist aus diesen Lernpartne­rschaften bisher äußerst selten geworden.

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FOTO: BÖNING Eva Böning studiert Rechtswiss­enschaften.

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