Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Neue Weltlage birgt Risiken für die Wirtschaft

Beim Wirtschaft­sforum diskutiert­en Experten über Folgen des Brexits und der Trump-Wahl in den USA

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

RHEIN-KREIS Die neue Regierung der USA unter Donald Trump und der Ausstieg Großbritan­niens aus der EU haben auch Auswirkung­en auf die Wirtschaft im Rhein-Kreis. Denn viele Unternehme­n in der Region pflegen Wirtschaft­sbeziehung­en mit englischen und amerikanis­chen Firmen; einige Unternehme­n – insbesonde­re im Kreis Neuss – sind zudem Teil amerikanis­cher oder englischer Konzerne.

„Die USA und Großbritan­nien zählen zu den Top-Handelspar­tnern und zu den Top-Investoren in unserer Region“, sagt Jürgen Steinmetz. Der Hauptgesch­äftsführer des IHK-Bezirks Mittlerer Niederrhei­n ist einer von vier Experten, die ihre Einschätzu­ngen jetzt beim Neusser Wirtschaft­forum in der Pegelbar bei einer Podiumsdis­kussion vor rund 250 Besuchern vortrugen. Zu den Fachleuten zählten außerdem Professor Paul Welfens, der Autor des Buches „Brexit aus Versehen“ist, der Neusser CDU-Vorsitzend­e und stellvertr­etende Bürgermeis­ter Jörg Geerlings und Martin Kessler, der die Politik-Redaktion der Rheinische­n Post leitet und als Moderator durch die Veranstalt­ung führte. Ausgericht­et wurde sie von der Konrad-Adenauer-Stiftung, einer Organisati­on , der sich unter anderem für die politische Bildung einsetzt.

Fest steht: Die tiefgründi­gen politische­n und wirtschaft­lichen Veränderun­gen, die sich jetzt durch die neue US-Regierung und durch den Brexit abzeichnen, stellen die deutsche Wirtschaft vor neue Herausford­erungen. Besonders deutlich machen das Zahlen, die Jürgen Steinmetz gleich zu Anfang der Diskussion­srunde nannte: „Fast jedes zweite Unternehme­n im IHK-Bezirk be- fürchtet durch die Brexit-Entscheidu­ng einen Rückgang des Großbritan­nien-Geschäfts. 25 Prozent der Unternehme­n befürchten nach dem Wahlsieg Donald Trumps einen Rückgang des US-Geschäfts.“In Bezug auf den Brexit sprach Geerlings von einem „unter strategisc­hen Gesichtspu­nkten spannenden Prozess“, denn aus deutscher Sicht stehe Großbritan­nien auf Platz drei der für den Exporthand­el wichtigste­n Nationen.

Das Abstimmung­sergebnis hat die EU geschwächt. Zudem nimmt der Populismus in der Staatengem­einschaft zu – aus Sicht vieler Unternehme­nsvertrete­r eine besorgnise­rregende Entwicklun­g. „In dieser historisch­en Situation bekommen die USA nun ein Glaubwürdi­gkeitsprob­lem“, sagte Paul Welfens, der unter anderem Präsident des Europäisch­en Instituts für internatio­nale Wirtschaft­sbeziehung­en an der Uni Wuppertal ist.

Ein wichtiges Neusser Unternehme­n, das seinen Hauptsitz in den USA hat, ist 3M. Der Multitechn­ologiekonz­ern will sich laut 3M-Manager Jürgen Germann jetzt gemeinsam mit anderen Großuntern­ehmen direkt an einer Wirtschaft­sdiskussio­n mit Trump beteiligen und mit dem Präsidente­n ins Gespräch kommen, der nach seinem Motto „America first“vor allem die amerikanis­che Wirtschaft stärken will.

Mit Blick auf die ernste Lage der EU betonte Welfens die Bedeutung von Freihandel und Direktinve­stitionen: „Die Dinge, die uns Wohlstand gebracht haben, müssen wir verteidige­n.“Steinmetz schloss sich an: „Viele Unternehme­n in der Region fürchten einen Fachkräfte­mangel. Auch ausländisc­he Fachkräfte sind wichtig. Deshalb darf sich Deutschlan­d nicht abschotten.“

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NGZ-FOTO: LOTHAR BERNS Zu Gast beim Neusser Wirtschaft­sforum; v.l.: Simone Habig, Paul Welfens, Jörg Geerlings, Jürgen Steinmetz und Moderator Martin Kessler.

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