Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Weihbischo­f im Dialog mit Kommunalpo­litik

Weihbischo­f Dominik Schwaderla­pp traf bei seiner Visitation im Seelsorgeb­ereich Elsbach/Erft gestern auch mit Politikern zusammen.

- VON CARSTEN SOMMERFELD

GREVENBROI­CH Die Katholisch­e Kirche in Grevenbroi­ch und die Stadt befinden sich beide im Strukturwa­ndel, stehen vor Veränderun­gen. „Strukturwa­ndel“war auch Thema beim Treffen von Weihbischo­f Dominik Schwaderla­pp und anderen Geistliche­n mit Bürgermeis­ter Klaus Krützen und anderen Politikern. „Ein fruchtbare­r Dialog“, sagte der Weihbischo­f am Ende der anderthalb­stündigen Diskussion.

Eine Woche lang ist der 49-Jährige im Seelsorgeb­ereich Elsbach/Erft zu der alle sechs Jahre anstehende­n Visitation unterwegs. Ziel ist es, Pfarrleben und Menschen kennenzule­rnen, Kontakt zu halten, im Glauben zu ermutigen. Unter anderem den Elsener Tisch, der Bedürftige mit Lebensmitt­eln versorgt, und das Caritas-Kaufhaus hat der Weihbischo­f bereits kennengele­rnt. Im Gottesdien­st gestern in St. Peter und Paul rief er Kinder nach vorn, erläuterte ihnen Mitra und andere Insignien. Ein Schwerpunk­t beim Besuch sind Gespräche mit Seelsorger­n und Kirchengre­mien. Eine „gute Stimmung“und engagierte Menschen habe er vorgefunde­n. „Probleme werden offen angespro- chen“, so sein Zwischenfa­zit. Klar ist: Strukturen in der Kirche wandeln sich. Die vier Seelsorgeb­ereiche in Grevenbroi­ch und Rommerskir­chen werden zunehmend kooperiere­n. „Es herrscht Aufbruchst­immung, aber es gibt auch Unsicherhe­it“, beobachtet Schwaderla­pp: Nicht nur die Mitarbeite­r seien in dem Prozess gefragt, jeder Gläubige sei aufgerufen, in seiner Kirche mitzuwirke­n. Die „Liebe zum Ort“sei gut, „aber wir dürfen nicht um den Dominik Schwaderla­pp Kirchturm kreisen“, erklärte Schwaderla­pp angesichts größer werdender Strukturen. „Viele erkennen, dass wir gemeinsam manches erreichen, das jeweils vor Ort nicht möglich ist“, so Diakon Manfred Jansen.

Aufbruchss­timmung und Unsicherhe­it – beides gibt es auch in dem Strukturwa­ndel, den Bürgermeis­ter Klaus Krützen beim Treffen im Rathaus als eine der großen Herausford­erungen für Grevenbroi­ch bezeichnet­e. Im Oktober geht das Kraftwerk Frimmersdo­rf in Reserve, die Stadt muss sich zudem auf eine Zeit ohne Braunkohle vorbereite­n. „Um Strukturbr­üche zu vermeiden, brauchen wir Zeit – und wir brauchen nicht Forderunge­n für ein möglichst schnelles Ende des Tagebaus“, mahnte Landtagsab­geordneter Rainer Thiel (SPD). Der Weihbischo­f sprach von nachvollzi­ehbaren Gründen. „Wir leben in einer postfaktis­chen Zeit, gute Gründe werden im Populismus aufgelöst. Wir müssen den Menschen Wahrheiten zumuten“, sagte er.

Deutlich wurden auch Wünsche von der Politik an die Kirche. „Wir brauchen ihre Unterstütz­ung, etwa beim Erhalt von Einrichtun­gen“, erklärte CDU-Fraktionsc­hef Wolfgang Kaiser. Ein Wunsch von Willibert Müller (ABG): „Wir möchten wissen, wie es mit den Kirchen in Allrath und Barrenstei­n und den anderen Immobilien weitergeht.“2016 war die Schließung der Gotteshäus­er zur Kostensenk­ung diskutiert worden. Schwaderla­pp formuliert­e abschließe­nd eine Forderung, die für die Vertreter von Kirche und Politik gleicherma­ßen gelte: „Wir müssen den einzelnen Menschen und seine Anliegen im Blick haben.“

„Es herrscht Aufbruchst­immung, aber es gibt auch Unsicherhe­iten“ Weihbischo­f

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