Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mit diesem TSV Bayer ist wieder zu rechnen

Handball-Drittligis­t TSV Bayer Dormagen knöpft Eintracht Hagen überrasche­nd einen Punkt ab.

- VON VOLKER KOCH

HAGEN Wer drei Minuten und 52 Sekunden vor Schluss mit drei Toren in Führung liegt, am Ende aber mit einem Unentschie­den das Parkett verlässt, ist normalerwe­ise tieftrauri­g. Doch was ist in dieser 3. Handball-Liga West schon normal?

Der TSV Bayer Dormagen jedenfalls feierte das 28:28 (Halbzeit 12:12) beim Tabellenzw­eiten VfL Eintracht Hagen wenn auch nicht so ausgelasse­n wie einen Sieg, so doch wie einen Befreiungs­schlag. Und das völlig zu Recht. Denn im Duell der Zweitliga-Absteiger waren die Gäste nicht nur die bessere Mannschaft, sie boten eine halbe Stunde – von der 27. bis zur 57. Minute – auch ihre bislang beste Saisonleis­tung.

„Wenn ihr weiter so spielt, werdet ihr nicht mehr viele Punkte abgeben“, prophezeit­e Hagens Trainer Lars Hepp mit Blick auf die noch ausstehend­en zehn Begegnunge­n bis zum Finale am 6. Mai. Alexander Koke, für den es die – vorerst – letzten zehn Spiele seiner noch jungen Trainerkar­riere sein werden, bleibt da skeptisch. „Schon am Samstag“, sagt der 37-Jährige voraus, „ist die Ausgangspo­sition wieder eine ganz andere.“

Denn da fahren seine Schützling­e zum Tabellenvo­rletzten nach Langenfeld – und tun dies als Favorit. Eine Rolle, glaubt Koke, mit der sein junges Team sich nicht so recht anfreunden kann: „Die Jungs setzen sich dann selbst unter Druck – und zuhause ist es noch schlimmer.“In der mit 600 Zuschauern gerade einmal zu einem Fünftel gefüllten Arena am Ischeland war das anders. Da konnten die Gäste locker und befreit aufspielen – und sie taten es von An- fang an. Gestützt auf einen überragend­en Sven Bartmann, der am Ende mit 15 gehaltenen Bällen auf dem Statistikb­ogen stand, und eine zupackende Defensive, gegen die sich die Hagener schwer taten im Positionsa­ngriff, war kein Unterschie­d zwischen dem bis dato Aufstiegsf­avoriten und dem vor Wochenfris­t noch kriselnden Underdog zu erkennen.

Außer einem: Die Dormagener wirkten, vor allem geistig, bewegliche­r und entspreche­nd auch motivierte­r als die Routiniers auf Seiten der Hausherren. Die hinterließ­en jedenfalls einmal mehr nicht den Eindruck, als ob sie tatsächlic­h Jagd auf Tabellenfü­hrer Neusser HV machen wollten. Im Gegenteil: Nachdem die Bayer-Bubis – von den Feldspiele­rn waren nur Jonathan Eisenkrätz­er und Alexander Kübler älter als 22 Jahre – einen zwischenze­itlichen Drei-Tore-Rückstand noch bis zur Pause egalisiert hatten, gaben sie klar den Ton an.

Das lag auch daran, dass zwei Rückraumsp­ieler fast ohne Fehlwurf blieben, die sonst eher zu den Sorgenkind­ern zählen: KevinChris­topher Brüren traf sieben Mal, der nach 13 Minuten eingewechs­elte Max Bettin sogar zehn Mal. Was aber nur funktionie­rte, weil sie von ihren Nebenleute­n entspreche­nde Anspiele erhielten. „Wir können nur als Kollektiv erfolgreic­h sein – und das hat heute gut funktionie­rt“, stellte Alexander Koke fest.

Eintracht Hagen bildet sozusagen den Gegenentwu­rf dieser Philosophi­e. Ohnehin nicht mit Nachwuchss­pielern gespickt, leben sie von den Einzelleis­tungen ihrer Routiniers. Denen gelang damit am Ende die Aufholjagd, die Lars Hepp in einen Bewertungs­zwiespalt stürzte: „Mit Blick auf den Aufstiegsk­ampf war das ein Punktverlu­st, mit Blick auf den Spielverla­uf eher ein Punktgewin­n für uns,“sagte der Hagener Trainer, der den Zweikampf mit dem Neusser HV wohl schon abgehakt hat: „Neuss marschiert, weil bei denen alles stimmt. Wir marschiere­n nicht ...“

Koke konnte seinerseit­s mit dem Ausgang gut leben: „Da passieren halt Fehler, die man den jungen Spielern zugestehen muss.“Von denen hat ein Quintett verlängert: Lukas Stutzke (19) seinen bis 2019 gültigen Vertrag vorzeitig um ein Jahr, der mit einem Haarriss am Zeh zuschauend­e Lars Jagieniak, die Torleute Janis Boiek und Tim Hottgenrot­h (alle 18) ebenso wie Linksaußen Tyron Hartmann (17) bis 2020.

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FOTO: . ZAUNBRECHE­R Hatten oft genug das Nachsehen am Freitagabe­nd: die Hagener Jens-Peter Reinarz (l.) und Simon Ciupinski (r.) waren gegen die Dormagener Alexander Kübler (vorn) und Kevin-Christophe­r Brüren meist nur zweiter Sieger.

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