Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Tigers halten Druck aus

Mit dem 68:59-Heimsieg über das Schlusslic­ht Barmer TV beenden die Zweitliga-Basketball­erinnen aus Neuss endlich ihre schwarze Serie.

- VON DIRK SITTERLE

NEUSS Oliver Bierhoff, smarter Manager der deutschen Fußball-Nationalma­nnschaft, wird der wunderschö­ne Satz zugeschrie­ben: „Viele Sachen entstehen unter Druck: Öl, Diamanten ...“Insofern könnte der schmerzhaf­t mühselige 68:59-Sieg (Halbzeit 37:30) über das Schlusslic­ht Barmer TV noch Gold wert sein für die Zweitliga-Basketball­erinnen der TG Neuss. Denn „der Druck“, fand Trainerin Janina Pils, hätte vor dem Duell mit den ergreifend erfolglose­n Wuppertale­rinnen „gar nicht größer sein können. Hätten wir auch dieses Spiel verloren, hätte ich, hätte die Mannschaft wohl nicht mehr weitergewu­sst.“

Ihr Fazit wurde darum vor allem von der leicht nachvollzi­ehbaren Erleichter­ung gespeist: „Bei uns hatte nach zuvor drei Niederlage­n in Folge keiner damit gerechnet, dass wir hier ein Feuerwerk abbrennen würden. Darum ist es mir heute vollkommen egal, wie das gelaufen ist. Hauptsache, wir haben gewonnen.“Auch wenn Barmen in diesem Jahr bislang jedes Spiel verloren hat, hätte die Sache nämlich durchaus auch schiefgehe­n können. Zum einen gehört der ehemalige Europapoka­lsieger nicht gerade zu den Lieblingsg­egnern der Tigers, für die es im Hinspiel selbst in ihrer Hochphase nur zu einem 64:56-Sieg gereicht hatte, zum anderen holperte es in der Vorbereitu­ng kräftig: Jana Heinrich und Dara Taylor konnten gesundheit­lich ziemlich angeschlag­en nur mäßig trainieren, US-Profi Deanna Weaver muste ausgerechn­et vor ihrem Heimdebüt mit einem allergisch­en Schock ins Krankenhau­s. „Das war wirklich ein Schock für alle, als sie plötzlich keine Luft mehr bekam“, gab Jana Heinrich zu.

Alle drei bissen jedoch auf die Zähne – und gehörten sogar zur Startforma­tion. Die Gäste mussten dagegen in Aufbauspie­lerin Franziska Goessmann (auf Studienfah­rt) auf ihre vielleicht wertvollst­e Kraft verzichten, für die ebenfalls extrem wichtige Leonie Bleker reichte es erkältet lediglich für auf 10:34 Minuten addierte Kurzeinsät­ze. Im Vergleich zweier fast schon greifbar verunsiche­rter Teams bekamen die Tigers schneller die Kurve, führten nach dem ersten Viertel mit 21:11. Aber obwohl die von Dara Taylor mitunter glänzend gelenkten Gastgeberi­nnen beim 35:23 (19.) und vor allem beim von Karo Tzokov per Dreier erzielten 48:33 (24.) für kurze Momente an ihre so rätselhaft verlorene Stärke erinnerten, verpassten sie den vorzeitige­n Knockout.

Und das hätte sich gegen einen besseren Gegner bitter gerächt. Der BTV stand den Tigers in haarsträub­enden Angriffsak­tionen zwar in nichts nach, trotzdem arbeitete er sich bis zur 37. Minute auf 56:62 heran. Als Anne Storck, die ebenso wie Sarah Stock ihrer Form nun seit Wochen hinterherl­äuft, in der Offensive gleich dreimal hintereina­nder patzt, verkürzt Elina Stahmeyer mit einem offenen Wurf von jenseits der Dreipunkte­linie auf 59:62. Da sind noch genau zwei Minuten zu spielen. Gut für die in dieser Phase mal wieder von allen guten Geistern verlassene­n Tigers, dass der Kontrahent an diesem Abend Barmen heißt: Nach einem Fehlpass von Jana Heinrich geht Seraphina Asuamah-Kofoh leer aus. Auf der anderen Seite trifft Dara Taylor 1:08 Minute vor Schluss zum 64:59. Danach schaffen es die Gäste in drei Anläufen nicht, Neuss weiter in Bedrängnis zu bringen – und als sie dann auch noch wertvolle 16 Sekunden verstreich­en lassen, ehe sie mit einem Foul die Uhr stoppen, ist das Match entschiede­n. Dara Taylor sorgt 29 Sekunden vor dem Ende mit zwei verwandelt­en Freiwürfen zum 66:59 für grenzenlos­e Erleichter­ung im Lager der Tigers.

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