Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kaum ein Kind will zur Sekundarsc­hule

Die Gesamtschu­len müssen Kinder abweisen, der Zuspruch für die Sekundarsc­hulen erreicht einen neuen Minusrekor­d. Sie werden nun in Runde zwei des Anmeldever­fahrens mit Schülern aufgefüllt, die eigentlich woanders hinwollen.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS In den vier Neusser Gesamtschu­len werden gerade wieder Absagen geschriebe­n. Bis Ende nächster Woche müssen sie an die Familien verschickt sein, deren Kind nicht für das kommende Jahr aufgenomme­n wurde. Mit dieser Post beginnt für sie Runde zwei im Anmeldever­fahren der weiterführ­enden Schulen, bei der sich die Auswahl allerdings auf zwei Einrichtun­gen beschränkt – die Sekundarsc­hulen. Alles wie im vergangene­n Jahr.

Die Ratsmehrhe­it von CDU, Grünen und auch die FDP hatten schon vor Beginn des Anmeldever­fahrens deutlich gemacht, keine neue Schuldebat­te führen zu wollen. Das hält Bürgermeis­ter Reiner Breuer angesichts des nahenden Termins der Landtagswa­hl für eine gute Idee. „Wir als Verwaltung werden vor dem Wahltermin keine Initiative ergreifen“, stellt Breuer klar. Aber unkommenti­ert lässt er vor allem den Negativrek­ord der beiden Sekundarsc­hulen nicht. „Auch wenn man der Sekundarsc­hule vielleicht Unrecht tut: Sie ist keine Wunschschu­le der Eltern.“Er werde weiter darauf hinweisen, dass die Möglichkei­t besteht, Schulen dieses Typs in Gesamtschu­len umzuwandel­n.

Genau das hatte die SPD-Fraktion im Vorjahr versucht, war aber mit ihrem Antrag gescheiter­t. Damals lagen 24 Anmeldunge­n für die Sekundarsc­hule an der Gnadentale­r Allee vor, die 75 benötigen würde, und 42 für die Comeniussc­hule an der Weberstraß­e. Die ist vierzügig und bräuchte 100 Anmeldunge­n für die Klasse fünf im nächsten Schuljahr. Doch von diesen Sollzahlen sind beide Schulen noch weiter entfernt als im Vorjahr. 18 Anmeldunge­n registrier­te die Sekundarsc­hule Neuss im ersten Durchgang, 22 die Comeniussc­hule.

Für Breuer ist das nun anstehende Koordinier­ungsverfah­ren eine Verfälschu­ng des Elternwill­ens. Das möchte Gisela Hohlmann endlich beenden. „Ich sehe keine Chance mehr, dass die Sekundarsc­hule die Zustimmung der Neusser Eltern findet“, sagt die Vorsitzend­e des Schul- ausschusse­s. Folge sei, so Hohlmann, dass diese Schulen „nur Kinder bekommen, die da nicht hinwollen – und frustriert sind“. Sie Nun wird sie auf die Koalition zugehen, um das Thema Umwandlung erneut anzusprech­en.

Stefan Evening, Vorsitzend­er der Schulpfleg­schaft an der Gnadentale­r Allee, sieht dazu im Moment keine Veranlassu­ng. Die Politik hätte sich mehrheitli­ch festgelegt, den Sekundarsc­hulen eine Chance zu geben, sagt er. Er erkennt ein enormes Potenzial in der Schulform („Wir sind eine Gesamtschu­le ohne Oberstufe, aber mit einem Kooperatio­ns- partner“) und ist überzeugt, dass gerade die Sekundarsc­hule Neuss unter dem neuen Schulleite­r Christian Berger einen großen Schritt nach vorne gemacht hat.

Der so gelobte Berger geht davon aus, dass seine Schule im zweiten Durchgang zu guten Anmeldezah­len kommt. Die Lehrerplan­stellen seien besetzt, ein stellvertr­etender Schulleite­r werde gesucht, die neue Mensa ist fertig. Wenn jetzt noch einige „Abschuler“von anderen Schulen – etwa einem Gymnasium – zur Gnadentale­r Allee wechseln, könne er die dreizügige fünfte Klasse sogar auf vier Züge erweitern.

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