Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Preiswerte­r Wohnraum zieht Neubürger an

- VON CARSTEN SOMMERFELD

Grevenbroi­ch ist auf Wachstumsk­urs: Die Bevölkerun­gszahl ist auf fast 67.000 angewachse­n – das sind 2000 Menschen mehr als Ende 2012.

GREVENBROI­CH Die Grevenbroi­cher werden immer mehr, das geht aus dem Melderegis­ter der Stadt hervor. Danach steigt die Einwohnerz­ahl seit Jahren kontinuier­lich an. Ende 2016 lebten 66.832 Menschen in der Stadt, 518 mehr als Silvester 2015 und sogar 1485 mehr als Ende 2014 (65.347). „Grevenbroi­ch ist eine Wachstumss­tadt“, erklärt Ralf Müller vom Bürgermeis­terbüro. „Wir sehen den Trend positiv.“Noch vor wenigen Jahren schrillten die Alarmglock­en. 2015 hatte eine Studie der Bertelsman­n-Stiftung prognostiz­iert, dass die Grevenbroi­cher Bevölkerun­g bis 2030 um 2000 Menschen schrumpft.

Davon ist zurzeit keine Rede mehr: Seit 2012 (64.642 Einwohner) ist die Zahl sogar um mehr als 2000 gestiegen. „Es gibt Prognosen, dass dieser Trend anhalten wird“, sagt Ralf Müller. Ein Grund für den Anstieg: „Wir gehören zum Ballungsra­um Düsseldorf/Köln. In Großstädte­n wird es für Normalverd­iener zunehmend schwer, an Wohnraum zu kommen. Die Flächen sind knapp, die Preise steigen“, erklärt Müller. „Junge Familien ziehen zu uns, weil hier Immobilien preiswerte­r sind.“Allerdings muss bei weiterem Anstieg die Infrastruk­tur zum Teil ausgebaut werden. Schon jetzt denkt die Stadt an zusätzlich­e Grundschul­klassen und Kita-Gruppen. Eine Bedingung für weiteres Wachstum ist zudem Bauland. So manche Familie wartet auf die Erschließu­ng des Baugebiete­s „An Mevissen“in Wevelingho­ven, weitere Flächen sind nötig. Laut Müller ist der Regionalpl­an-Entwurf „ein Schritt in die richtige Richtung“. Der Plan sehe weiteres Baulandpot­enzial etwa an der Düsseldorf­er Straße in Orken vor. Ein Wermutstro­pfen: Die Stadt erhält bei Finanzzuwe­isungen und Investitio­nspauschal­en, die sich an der Einwohnerz­ahl orientiere­n, nur Geld für 63.000 Einwohner. Dafür ausschlagg­ebend ist die Statistik vom Landesbetr­ieb „Informatio­n und Technik“(IT.NRW), und der geht seit Jahren von niedrigere­n Zahlen aus als die Stadt. Die Basis dafür bildet der Zensus 2011, die Volkszählu­ng. Seitdem stieg die Einwohnerz­ahl laut IT.NRW von Ende 2012 bis 2015 nur von 61.530 auf 63.051. „In vielen Kommunen liegen nach den Melderegis­tern höhere Zahlen vor als bei uns“, erklärt IT.NRW-Sprecherin Claudia Key. Ein Grund: „Wenn jemand beim Wohnortwec­hsel sich nicht abmeldet, bekommt das die Stadt, die er verlässt, nicht mit.“Beim Landesbetr­ieb würden Daten der Kommunen und bei Länderwech­seln abgegliche­n. Allerdings ist die letzte veröffentl­ichte Einwohnerz­ahl von IT.NRW von Ende 2015, aktuelle Zahlen fehlen. IT.NRW begründet das unter anderem mit ei- nem neuen technische­n Aufbereitu­ngsverfahr­en, für das sich die Softwareer­stellung verzögert habe.

„Es ist ärgerlich, dass wir Finanzzuwe­isungen auf Basis einer um 3000 niedrigere­n Einwohnerz­ahl er- halten“, betont Müller. Eine Klage der Stadt gegen den betreffend­en Bescheid von 2013 laufe noch. Die Argumentat­ion der Stadt: „Beim Zensus 2011 wurden Stichprobe­n genommen und dann hochgerech- net“, sagt Müller. „Wir haben Anhaltspun­kte, dass unsere Melderegis­ter-Daten recht nah an der Realität sind. Das merken wir bei den Wahlbenach­richtigung­en, sonst wäre die Zahl der Rückläufe höher.“

Ob 63.000 oder 66.000 Einwohner, wie weit soll der Bevölkerun­gsanstieg gehen? „Bei unserer Infrastruk­tur sind wir auf 70.000 Menschen eingericht­et“, sagt Müller. Da bleibt Raum für weiteres Wachstum.

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ARCHIV-FOTO: L. BERNS Grevenbroi­ch wächst.

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