Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Katastroph­enschutz braucht Helfer

Mit dem Rhein-Kreis werden neue Wege im Katastroph­enfall getestet.

- VON MARION LISKEN-PRUSS

RHEIN-KREIS Was passiert bei einem Katastroph­enfall, wenn die Rettungskr­äfte selber betroffen sind? Oder ihre Familien? Wenn sie wegen verstopfte­r Straßen ihren Einsatzort nicht erreichen können oder technische Geräte nicht zur Verfügung stehen? Oder die IT-Infrastruk­tur zusammenbr­icht? Diesen Fragen geht ein Forschungs­projekt des Bundesmini­steriums für Bildung und Forschung nach. Es heißt „Resilienz von Einsatzkrä­ften in eigener Betroffenh­eit in Krisenlage­n“, kurz „Rebeka“genannt, wird vom Bund mit 1,9 Millionen Euro gefördert und von verschiede­nen Hilfsorgan­isationen und Universitä­ten unter Leitung des Technische­n Hilfswerks (THW) und der Johanniter organisier­t.

Dabei ist der Rhein-Kreis die Referenzbe­hörde für das Projekt. In der jüngsten Sitzung des Ausschusse­s für Rettungswe­sen, Feuer- und Katastroph­enschutz informiert­e Marcel Kübel vom NRW-Landesverb­and der Johanniter-Unfall-Hilfe die Politiker über Hintergrün­de und Ziele von „Rebeka“. Dabei machte Kübel deutlich, dass es nicht um lokale Unwetter geht, sondern um Szenarien, die ganz NordrheinW­estfalen betreffen können – wie Hochwasser oder ein Stromausfa­ll – und bei denen herkömmlic­he Einsatzplä­ne nicht mehr greifen. „Wir können nicht verhindern, dass so etwas passiert, aber wir können uns darauf vorbereite­n“, sagte er. Marcel Kübel

Im Zentrum steht dabei noch ein weiterer Aspekt: Wie ungeschult­e Spontanhel­fer eingebunde­n werden können. „Informatio­nen über Katastroph­en werden sich über Social-Media-Kanäle rasch verbreiten. Das wird viele Spontanhel­fer mobilisier­en“, sagte Marcel Kübel. Die gelte es ihren Fähigkeite­n entspreche­nd einzusetze­n. So könnte zum Beispiel ein Koch die Einsatzkrä­fte versorgen. Er wünsche sich, dass sich potenziell­e Spontanhel­fer vorab registrier­en lassen.

Doch wie so etwas vonstatten gehen kann, wie sie psychologi­sch betreut und rechtlich abgesicher­t werden können, soll im Laufe des Projekts erarbeitet werden. Zum Auftakt im November hatte bereits ein erstes Treffen in Neuss stattgefun­den. Ende 2018 soll das Projekt abgeschlos­sen sein. Dann wird im Rhein-Kreis im Rahmen einer großen Übung überprüft, ob die erarbeitet­en Konzepte praxistaug­lich sind. „Die Einsatzkrä­fte geben uns ein Feedback. Dazu werden auch die Einsatzkrä­fte des Kreises interviewt“, erläuterte Marcel Kübel.

Matthias Molzberger (Die Grünen) und Sabine Kühl (SPD) schlugen vor, dabei auch die lokalen Strukturen zu nutzen, wie zum Beispiel Werksfeuer­wehren, Ärzte oder CB-Funker. Die Erkenntnis­se und Konzepte fließen am Ende in die Praxis der Hilfsorgan­isationen ein. Der Vorteil für den Rhein-Kreis Neuss liegt jedenfalls auf der Hand: Die erarbeitet­en Modelle werden auf ihn zugeschnit­ten sein.

„Informatio­nen über Katastroph­en werden sich über Social-MediaKanäl­e verbreiten“ Johanniter-Unfall-Hilfe

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