Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Auch in Düsseldorf wird falsch geblitzt

50 Kilometer pro Stunde sind erlaubt an der Straße Am Röttchen in Unterrath. Das Radar-Gerät der Stadt löste aber schon aus, als 30 Kilometer pro Stunde überschrit­ten wurden. Ein betroffene­r Bezirkspol­itiker beschwert sich.

- VON JULIA BRABECK

Eine Routine-Geschwindi­gkeitskont­rolle des Ordnungsam­tes am Montag in Unterrath sorgt für Ärger, da sie offenbar unter falschen Voraussetz­ungen durchgefüh­rt wurde. „Ich war mit meinem Auto auf dem Weg zur Arbeit, als ich geblitzt wurde. Das konnte ich mir nicht erklären, denn ich war gerade einmal mit 40 km/h unterwegs und in der Straße Am Röttchen ist Tempo 50 erlaubt“, sagt Karsten Körner. Er konnte sich da sicher sein, denn er ist für die FDP Mitglied in der Bezirksver­tretung 6 und das Stadtteilp­arlament hat 2015 vergebens beantragt, dass in der Straße Tempo 30 eingeführt wird.

Körner hat sich direkt vor Ort an den Mitarbeite­r des Ordnungsam­tes gewandt, der sich zunächst im Recht gefühlt habe, weil er davon ausgegange­n sei, in einer Tempo30-Zone zu messen. So schildert es der Bezirkspol­itiker. „Er hat mir dann allerdings zugesagt, mein Foto und damit den Vorgang zu vernichten. Ich frage mich aber, was ist jetzt mit den anderen Bürgern, die dort zu Unrecht geblitzt wurden und ob nicht schon an anderen Tagen dort unter falschen Voraussetz­ungen Protokolle verteilt wurden“, sagt Körner.

Der Vorfall erinnert an die jüngste Diskussion in Köln, wo zu Unrecht geblitzt wurde und nun die Knöllcheng­elder zurückgeza­hlt werden. Das hat der dortige Stadtrat am Dienstag beschlosse­n. Anders jedoch als in der Nachbarsta­dt sind in Düsseldorf vermutlich noch keine Bescheide an zu Unrecht geblitzte Autofahrer verschickt worden, der Beweis fällt also schwer.

Körner will die Sache jedoch nicht auf sich beruhen lassen. Er wird dazu eine offizielle Anfrage über die Bezirksver­tretung an die Verwaltung richten. Der Lokalpolit­iker will auch eine Erklärung dazu erhalten, warum überhaupt in der Straße Am Röttchen Messungen angeordnet wurden. „Schließlic­h hat die Stadtverwa­ltung unsere angeregte Reduzierun­g des Tempos auf 30 Kilometer pro Stunde nicht für sinnvoll gehalten“, sagt Körner. Als Argumente wurde damals von der Verwaltung angeführt, dass die Unfalllage unauffälli­g sei und keine schutzbedü­rftigen Einrichtun­gen wie Kindergärt­en und Grundschul­en an der Strecke lägen. „Aufgrund welcher Schutzbedü­rftigkeit wird dann jetzt dort die Geschwindi­gkeit kontrollie­rt und wer hat das angeordnet“, fragt der Liberale.

Die Stadt konnte gestern dazu auf Nachfrage unserer Redaktion keine Antworten geben, war sich zunächst auch nicht sicher, ob die Aktion überhaupt vom Ordnungsam­t und nicht von der Polizei durchgefüh­rt wurde. Die Polizei verneint aber Messungen an diesem Ort am Montag. „Das Auto, das im Einsatz war, hatte außerdem D-US als Kennzei- chen, wie das bei städtische­n Fahrzeugen üblich ist, und nicht NRW, wie die Polizei es benutzt“, sagt Körner. Er hat sich zudem den Namen des Mitarbeite­rs geben lassen, den die Verwaltung sich für ihre Recherchen aber nicht nennen lassen wollte. „Wir prüfen zurzeit den Vorgang und können deshalb noch keine Auskunft zu dem Fall geben“, war gestern lediglich zu erfahren. Unter den von der Stadt wöchentlic­h veröffentl­ichten Messstelle­n war die Unterrathe­r Straße allerdings nicht aufgeführt. Allerdings seien auch immer an anderen Stellen Kontrollen durch Mitarbeite­r des Ordnungsam­tes möglich, sagt die Verwaltung.

„Die FDP wird den damals von der SPD in der Bezirksver­tretung 6 gestellten Antrag auf eine Temporeduz­ierung in der Straße Am Röttchen nun erneut einbringen, denn nicht umsonst hat ja ein Mitarbeite­r des städtische­n Ordnungsam­tes angenommen, dort wäre Tempo 30 nötig“, sagt Körner. Die Straße sei schließlic­h durch viele Kurven unübersich­tlich, deshalb käme es dort immer wieder zu gefährlich­en Situatione­n. Zudem würde die Straße, deren Bürgerstei­ge teils sehr schmal seien, von vielen Kindern als Schulweg genutzt.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Bezirkspol­itiker Karsten Körner im Kurvenbere­ich der Straße Am Röttchen, wo er fälschlich­erweise geblitzt worden ist.

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