Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Urlauber belegen Pendler-Parkplätze
Die Zahl der Pendler steigt jedes Jahr. Die Park-&-Ride-Parkplätze sind aber auch für andere attraktiv.
Es ist kurz nach 17 Uhr, beinahe schon dunkel. Auf dem Parkplatz am Angermunder S-Bahnhof ist es still, nur eine Frau kommt beim Spaziergang mit ihrem Hund vorbei. Dann ein lauter werdendes Zischen, der Zug aus Richtung Stadt kündigt sich an. Kaum hat er gehalten, sieht man schon die ersten Menschen die kurze Treppe heraufkommen, die vom Bahnsteig zum Park-&-Ride-Parkplatz (P&R) führt. Dort warten knapp 50 Autos auf ihre Besitzer, die wie jeden Tag von ihrem Arbeitsplatz in Düsseldorf zu ihren Wohnorten in der Umgebung pilgern. Doch nicht nur sie nutzen die Parkflächen, mit denen die Rheinbahn große Pläne hat.
„Tagsüber“, sagt der 52-jährige Christians Cheffs, sei der Parkplatz „proppenvoll“. Der Grund sind aber nicht nur die Berufspendler: Einige Autos stünden über Tage dort, oft mit niederländischen Kennzeichen. „Die Leute nutzen den kostenlosen Parkplatz, weil sie am Flughafen für drei Wochen 150 Euro zahlen müssten“, sagt der Düsseldorfer, der regelmäßig die Bahn nach Angermund nimmt. Die Beobachtung, dass viele Autofahrer den Platz als billige Alternative zum Parkhaus oder als Winterquartier für ihre Wohnmobile nutzen, haben auch andere Fahrgäste gemacht. In naher Zukunft könnte sich das ändern.
Rheinbahn-Chef Michael Clausecker hat angekündigt, ihre Plätze zu beschranken, ein Bezahlsystem einzuführen und für Ticket-2000Inhabern das Parken günstiger zu machen. Rund 1800 P&R-Stellplätze gibt es derzeit in der Stadt, knapp 250 weitere sind in Planung. Clausecker will noch mehr, er erhofft sich durch einen Ausbau der Parkflächen wesentlich mehr RheinbahnKunden. Nach Angaben der Stadt sollen derzeit 5000 Menschen die Parkplätze, nutzen, 60 Prozent aus beruflichen Gründen. Die mittlere vierstellige Zahl ergibt sich aus Langzeitparkern und dem Umstand, dass ein Platz am Tag von mehreren Personen nacheinander genutzt wird. Im Vergleich zu den 296.000 Menschen, die der Verwaltung zufolge täglich vor allem aus Duisburg (18.542) und Neuss (18.051) zum Arbeiten kommen, klingt das nach wenig. Die Verwal- tung erklärt, dass aber die Nachfrage „das Angebot übersteigt“.
Obwohl sich der Trend zum Rad, vor allem zu E-Bikes, auch auf den 1000 städtischen Bike-&-Ride-Plätzen zeigt, werden wohl weiterhin Parkflächen nahe den Bahnhöfen benötigt. In den letzten sieben Jahren stieg die Zahl der Pendler um fast 20.000.