Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

263 Flüchtling­e müssen ausreisen

Land hat ZUE an Stresemann­allee in Betrieb genommen. Stadt mottet Tragluftha­lle ein und nutzt „Alexius“vorerst nicht.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Hochfrustr­iert, ohne Perspektiv­e in Deutschlan­d und ohne Chance, in den Genuss einer Integratio­nsmaßnahme zu kommen: So beschreibt Ralf Hörsken die Situation der 263 Flüchtling­e in Neuss, die – wie es amtsdeutsc­h heißt – „vollziehba­r ausreisepf­lichtig sind.“An diesen Menschen müsse man „nah dran bleiben“, sagte der Sozialdeze­rnent am Donnerstag­abend im Hauptaussc­huss. Denn für ihn stellen diese Gestrandet­en, die in einer der städtische­n Einrichtun­gen auf ihre Abschiebun­g warten müssen, auch ein Unruhepote­nzial dar. Man werde diesen Menschen nichts vorenthalt­en, sagte Bürgermeis­ter Reiner Breuer, stellte aber klar: „Wir müssen uns auf die konzentrie­ren, die eine Bleibepers­pektive haben.“

Deren Zahl wächst nicht so schnell, wie anfangs gedacht. Die Stadt hatte mit der Bezirksreg­ierung vereinbart, ab Januar monatlich 80 Menschen dauerhaft aufzunehme­n. Doch im ersten Monat kamen nur 45, inzwischen wurde auch das gestoppt. Die Folge: „Wir haben Leerstände, weil die Bezirksreg­ierung nicht nachkommt“, sagt Hörsken.

Das schafft aber Luft. Das ehemalige Alexianer-Krankenhau­s, das sich die Stadt nach dem Auszug der Flüchtling­sunterkunf­t des Landes für zwei Jahre gesichert hat, bleibt deshalb erst einmal zugesperrt. Keine Investitio­nen, keine Bauarbeite­n, sagt Hörsken. Das Haupthaus bleibe aber in Reserve. Dieses „Polster“ermöglicht es der Stadt auf der anderen Seite, die Tragluftha­lle einzumotte­n. Die Notunterku­nft, die im vergangene­n Jahr am Derendorf- weg aufgeblase­n worden war, wird nicht benötigt, bleibt aber verfügbar, um im Fall der Fälle Obdachlosi­gkeit zu vermeiden.

Obwohl sich nicht abzeichnet, wie viele Menschen durch die Familienzu­sammenführ­ung den anerkannte­n Flüchtling­en nach Neuss folgen, sieht sich die Stadt in puncto Unterbring­ung gut aufgestell­t. Am ehemaligen „Alexius“wird das separat liegende Schwestern­wohnheim für bis zu 80 Personen hergericht­et und im Frühsommer belegt. Ab August sollen die Container an den Standorten Uedesheim, Hoisten und Allerheili­gen bezugsfert­ig sein. Das müsse vorerst reichen.

Inzwischen hat das Land die neue Zentrale Unterbring­ungseinric­h- tung (ZUE) an der Stresemann­allee übernommen. Sie ist die erste in NRW, die speziell für einen solchen Zweck geplant und gebaut wurde. Die Betriebsle­itung wird im März neu ausgeschri­eben und im August vergeben. Bis dahin regelt die Essener Firma European Homecare in der Einrichtun­g den Alltag von bis zu 1000 Menschen. Die neue ZUE – die alte war im November geschlosse­n worden – bringt Neuss bei der Aufnahmequ­ote von Flüchtling­en im Asylverfah­ren vorübergeh­end wieder ins Plus.

Neben dem Zuzug beschäftig­t die Stadt aber auch die Frage, wie mit den ausreisepf­lichtigen Flüchtling­en umgegangen wird. Man setzte auf freiwillig­e Rückführun­g, sagt Breuer, werde aber auch im Zusammenwi­rken mit anderen Behörden die „Ausreisepf­licht vollziehen“.

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FOTOS: L. BERNS, DEJAN SARCI - SCHMALE ARCHITEKTE­N GMBH Das Land hat die neue ZUE an der Stresemann­allee in Betrieb genommen.

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